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Mai / Juni 2025

Technische Universität München

Weiterbaulabor Rahmzentrale

Perspektiven für die ehemalige Käserei in Unterthal

von Salomo Dengler, Victor Engelhardt, Theo Lenz

Hochschule:

Technische Universität München

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

18.07.2024

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren, Florian Nagler (Gastprofessur Simon Jüttner/Sebastian Kofink)

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Archicad

Die bayerische Splittersiedlung Unterthal ist nur zehn Gehminuten vom Regionalbahnhof Bad Grönenbach entfernt, der zwischen Memmingen und Kempten liegt. An einer hauptsächlich vom landwirtschaftlichen Verkehr benutzten Straße sind hier die Gebäude der Allgäuer Rahmzentrale aufgereiht. Nur eines davon ist aktuell vom Künstler Reinhard Blank bewohnt, der Rest befindet sich in verschiedenen Stadien des Umbaus, des Leerstands, und teilweise des Verfalls. Ohne genaue Aufgabenstellung wurden wir auf diese Gebäude losgelassen.

In einer Recherchephase wurde die Geschichte des Ortes und der Umgebung herausgearbeitet. Die Käserei konnte einst nicht mit den größeren Konkurrenten mithalten, doch heute sieht ein Flächennutzungsplan wieder eine höhere bauliche Nutzung des Gebiets vor. Auf der anderen Seite der Gleise befindet sich ein stetig wachsendes Gewerbegebiet, und die Nähe zum Bahnhof ermöglicht auch ein umweltfreundliches Pendeln. Aber trotz der hohen Nachfrage nach Wohnraum gibt es kein zukunftsfähiges Modell für den Umgang mit dem komplexen Bestand der Rahmzentrale.
Die vielmals erweiterten Gebäude sind aktuell nicht zum Wohnen geeignet. Viele Räume haben keine Fenster, oder liegen im Hang unter der Erde. Beim selbst durchgeführten Aufmaß werden zudem Problemstellen in der Statik der Gebäude entdeckt, welche durch teils unvollendete Umbauten und zahlreiche Provisorien zustande kamen. Diese Bemühungen hingen immer an Persönlichkeiten, zuletzt der Künstlerin Doris Riedmiller, die 2022 verstarb und eine ausgebaute Wohnung und ein Café zurückließ.
Unser Entwurf beginnt mit einer Vereinsstruktur, durch welche das Schicksal der Rahmzentrale nicht mehr von Einzelnen abhängig sein soll. Stattdessen sind die Mitglieder ermächtigt, gemeinsam eine nachhaltige Transformation zu koordinieren und umzusetzen. Mithilfe der verfügbarsten Potentiale werden die bedürftigsten Gebäudeteile weitergebaut. Von diesen Keimzellen aus kann der Prozess auf die restlichen Bereiche übertragen, und der Erhalt durch Nutzung gesichert werden.
So wird die ausgebaute Wohnung im ehemaligen Edamer-Haus zur Bauhütte, von welcher aus die marode Struktur im hinteren Gebäudeteil angegangen wird. Gleichzeitig funktioniert das benachbarte Camembert-Haus als Bauteillager. Maximale Wiederverwendung und radikale Nachhaltigkeit liegen neben eigenständigem und kostengünstigem Bauen im Zentrum des Entwurfs. Graue Energie bleibt erhalten, neu gebaut wird hauptsächlich mit natürlichen Materialien und durch strategische Dämmung werden gesetzliche Energierichtlinien insgesamt unterschritten.
Von außen sind die Eingriffe minimal, alle Fensterstürze bleiben erhalten. Innen gliedern und prägen tragende Elemente ? altes Gusseisen wie neue Holzkonstruktionen. Durch die reiche Geschichte hat jeder Raum besondere Bedürfnisse. Unsere genaue Auseinandersetzung mit dem Bestand ermöglicht eine nuancierte Arbeitsweise, die ein schlüssiges Ganzes entstehen lässt und dabei dem Erbe der Rahmzentrale treu bleibt.

Text von Salomo Dengler, Victor Engelhardt und Theo Lenz.