Mai / Juni 2025
Hömel
Dörfliche Strukturen nachhaltig weiterbauen.

Hochschule Düsseldorf
Master
29.01.2025
Prof. Dennis Mueller, Baukonstruktion und Prof. Dr.-Ing. Eike Musall, Gebäudeperformance
Wohnbauten
Vectorworks, Adobe Creative Cloud, Rhino
Das Projekt verbindet nachhaltigen Neubau mit der behutsamen Sanierung historischer Gebäude, um dörfliche Strukturen ökologisch und sozial zu stärken. Im Zentrum steht die Schaffung von Wohn- und Arbeitsräumen, die minimalen privaten Wohnraum mit großzügigen Gemeinschaftsflächen kombinieren. Diese fördern Kommunikation, soziale Interaktion und Austausch – sowohl beruflich als auch persönlich – und schaffen so Räume für Kreativität und Zusammenhalt.
Die beiden Neubauten, das „Hinterhaus“ und das „Mittelhaus“, bieten innovative Wohn- und Nutzungskonzepte:
Das Hinterhaus kombiniert private Wohneinheiten mit einer gemeinschaftlich genutzten Werkstatt für kreative und handwerkliche Tätigkeiten. Die Maisonette-Wohnungen sind speziell für „Workation“-Gäste aus kreativen Bereichen wie Journalismus oder Publizistik konzipiert und bieten Platz für konzentriertes Arbeiten sowie naturnahe Erholung.
Das Mittelhaus fungiert als Begegnungsort für geflüchtete Publizierende und vereint kompakte, flexibel nutzbare Wohneinheiten mit halböffentlichen Gemeinschaftsflächen. Küchen können in diese verlagert werden, um den privaten Raum zu reduzieren und gemeinschaftliches Leben zu fördern.
Die Neubauten folgen konsequent nachhaltigen und ressourcenschonenden Prinzipien:
Natürliche, CO2-bindende Materialien wie Holz und Lehm sorgen für ein angenehmes Raumklima und sind vollständig rückbaubar. Auf Klebstoffe und Folien wird verzichtet, um Wiederverwertbarkeit zu sichern. Beton wird nur minimal im Erdreich eingesetzt, Sockelgeschosse bestehen aus massiven Lehmwänden. Die Konstruktionen sind reversibel und anpassbar, was ihre Lebensdauer verlängert und künftige Nutzungsänderungen erleichtert.
Auch die Sanierung des Fachwerkhauses und der Scheune erfolgt behutsam und nachhaltig. Ziel ist die Bewahrung der historischen Substanz bei gleichzeitiger Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten. Das Fachwerkhaus wird für gemeinschaftliche Zwecke wie eine Waschküche und Büro ausgebaut. Die Fassade erhält eine Strohlehmdämmung und Kalkputz, während Lehmputz im Inneren für ein gesundes Raumklima sorgt. Die Kellerdecke wird mit diffusionsoffenen Materialien wie Holzfaser- und Leichtlehmschüttung gedämmt, während eine Fußbodenheizung den Komfort erhöht.
Die Scheune bleibt unbeheizt, erhält jedoch eine neue Fassadenbekleidung, sowie einen alleinstehenden Einbau und dient künftig als Veranstaltungs- und Werkstattraum für das Dorf.
Das Projekt zeigt, wie durchdachte Gemeinschaftsflächen den Bedarf an privatem Raum verringern können. Die nachhaltige Bauweise mit natürlichen Materialien und reversiblen Konstruktionen steht dabei im Einklang mit der Funktionalität und Ästhetik der dörflichen Umgebung. Die Maßnahmen fördern nicht nur den sozialen Austausch, sondern schaffen auch ein zukunftsfähiges Wohn- und Arbeitsmodell in ländlichen Gebieten.
Text von Jana Bauer und Maximilian Brockerhoff.