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Mai / Juni 2025

Technische Universität München

Tradition in Transformation

Umnutzung eines Ziegelwerks in Vietnam

von Duy Hoang Tran

Hochschule:

Technische Universität München

Abschluss:

Master

Präsentation:

9.10.2024

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Entwerfen und Gestalten - Professorin Uta Graff

Rubrik:

Industriebauten

Software:

Vectorworks, Adobe Photoshop, Adobe InDesign

Mang Thít Distrikt ist ein besonderer Ort, der sich in der Mekong-Delta-Region im Südvietnam befindet. Diese Region ist von zahlreichen Flussdeltas geprägt und hat eine flache Landschaft mit fruchtbarem Schwemmlandboden, der ideal für den Anbau von Reisfeldern und Obstgärten sind. Mang Thít verfügt außerdem über reichlich Flusssand und Ton, die in der lokalen Ziegel- und Keramikproduktion verwendet werden. Die aneinanderreihende Brennöfen entlang des Thầy Cai Kanals prägen das einzigartige Erscheinungsbild des Ortes.

Doch seit 2010 nimmt die Bedeutung der Ziegelproduktion ab. Gründe dafür sind die hohe Luftverschmutzung, die Ineffizienz der traditionellen Brenntechniken, Ressourcenknappheit und die Unwirtschaftlichkeit der Produktion. Viele Ziegelwerke sind mittlerweile eingestellt und verlassen. Ein Kulturerbeprojekt zur Erhaltung der traditionellen Brennöfen wurde im Jahr 2023 initiiert, jedoch liegt der Fokus auf dem Erlebnis-Tourismus, ohne das Fortbestehen der Produktionsaktivität vor Ort zu bewahren.

Seit hundert Jahren existiert in Mang Thit die Herstellung von Backstein gleichzeitig neben dem landwirtschaftlichen Anbau. Es stellt sich die Frage, ob sich die Produktion von landwirtschaftlichen Produkten mit den bestehenden Brennöfen kombinieren lässt und somit eine neue Koexistenz zwischen Ziegelwerken und Landwirtschaft entstehen kann.

Was vor Ort schon vorhanden ist, wird in den Entwurf mit einbezogen. Aus dem Tonvorkommen werden Gefäße und Flaschen gebrannt. Aus den Reiskörnern wird Reisschnaps gebrannt. Die kleineren Öfen werden nachgerüstet, einerseits um höheren Temperaturen für Keramikwaren brennen zu können, andererseits um die Luftverschmutzung während des Brennvorgangs zu reduzieren. Aufgrund der hohen thermischen Massen werden die großen Öfen als Kühlraum für den Gärprozess der Schnapsproduktion umgenutzt, da sie im Inneren eine beständige Temperatur aufweisen.

Reisfelder, die am Ort angebaut sind, werden verschiedenartig genutzt: einerseits werden Reiskörner zum Schnaps destilliert, andererseits deren Hülse weiterhin als Brennstoff für die Keramikproduktion genutzt. Nach dem Brennvorgang wird die Asche gesammelt und zurück an Bauern als Düngemittel verkauft. Die entalkoholisierte Maische nach dem Destillieren werden als Tierfutter genutzt, was einen geschlossenen, nachhaltigen Produktionskreislauf ermöglicht.

Als eine Lernlandschaft, der Austausch und die Wissensvermittlung können durch einen Besichtigungsrundgang stattfinden, um die wertvollen kulturellen Werte des Orts zugänglich zu machen.
Die Bestandsöfen sollen als zentrales Element erhalten bleiben und durch neue Werkhallen betont werden. Die Verarbeitungsbereiche werden so organisiert, dass sie den linearen Ablauf von Keramikherstellung und Schnapsdestillerie ermöglichen. Die neuen Gebäude sollen aus regionalen Materialien und Konstruktionsart gebaut werden, welche gleichzeitig die natürliche Belüftung für das tropische Klima zulassen.

Text von Tran Duy Hoang.