Mai / Juni 2025
Universität Stuttgart
Svenska Kusten
Der Ausgangspunkt einer Reise

Universität Stuttgart
Master
15.11.2024
Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen, Prof. Alexander Schwarz
Kulturbauten
Vectorworks, Rhino, Blender, Photoshop, InDesign
Schweden ist eines der landschaftlich vielfältigsten Länder, wobei zwei Drittel des Landes von Wäldern, Feldern und Seen bedeckt sind. Über ganz Schweden verteilt gibt es 30 Nationalparks und rund 5000 Naturschutzgebiete. In der Nähe dieser Bereiche, die der Bewahrung der Natur dienen, befinden sich oftmals Besucherzentren, die sog. „Naturum“ (dt. Naturräume). Diese dienen dazu, das Bewusstsein für den Naturschutz zu fördern und Besuchern die einzigartige Flora und Fauna der jeweiligen Region näherzubringen. Beruhend auf der langen Tradition der schwedischen Naturum, wurde in Anlehnung daran ein Besucherzentrum im Göteborger Schärengarten entwickelt. Naturum sind Bauten, die sich in direkter Weise mit der Natur beschäftigen, weshalb auch die Bauweise in Einklang mit der Natur stehen sollte. In Anbetracht des durch den Menschen angestoßenen Klimawandels, sowie das Ausmaß des Anteils, den der Bausektor zu den globalen CO₂-Emissionen beiträgt, ist eine Veränderungnotwendig. Um dies zu erreichen, müssen wir mit lokalen, verfügbaren Ressourcen bauen und diese nachhaltig einsetzen. Am Beispiel eines Besucherzentrums in der Natur sollten Materialien wie Seegras, Schilfrohr, Holz und Austernschalen für den Entwurf verwendet werden.
Der Standort auf den nördlichen Schäreninseln, mit direkter Verbindung zur Stadt Göteborg, wurde ausgewählt, um der ungleichen Verteilung von Tourismusströmen im Schärengarten entgegenzuwirken. Das Besucherzentrum wurde auf die weniger besuchten nördlichen Inseln gelegt, um die beiden Inselteile, Nord und Süd, besser zu verbinden, sowie den Tourismus besser zu verteilen. Am Rande das Naturschutzgebiets Ersdalen ist der Standort auf der Insel Hönö außerdem bereits bekannt unter Vogelbeobachtern. Um ein attraktives Reiseziel zu bieten, soll sowohl das Gebäude als auch die Nutzung eine nachhaltige Beziehung zwischen natürlichen Ressourcen und menschlichem Konsum in der Region widerspiegeln und fördern. Neben einem Besucherzentrum soll hier der Ausgangspunkt für Tauchgänge von Austerntauchern sein, welche das Restaurant täglich mit frischen Austern versorgen. Außerdem soll im Gästehaus den Besuchern eine Übernachtungsmöglichkeit, sowie gemeinschaftlich genutzte Fläc hen geboten werden. Durch das Nutzungsprogramm wird auf die saisonale Aktivität reagiert, indem die Tourismussaison durch den sog. Austerntourismus verlängert wird, damit das Gebäude ganzjährig Verwendung findet. Die Formsprache der Gebäudeteile greift zurück auf traditionelle Bootshäuser, auf Schwedisch genannt „Sjöbod“ (dt. Bootshaus), welche entlang der Küste zu finden sind. Diese Hütten dienten ursprünglich als Lager für Boote, Fischereigeräte und andere Ausrüstungen, die beim Leben und Arbeiten am Meer benötigt wurden.
Das Gebäude wird geformt durch lokale Materialien sowie durch die Anforderungen des Ortes. Die Verwendung von Reststoffen im Bauprozess soll in einem erlebnisbasierten Restaurant Anwendung finden und anhand eines Kreislaufs veranschaulicht werden.
Text von Diana Eitzenhöfer.