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Mai / Juni 2025

Technische Universität Berlin // RWTH Aachen

Wo Wir Alt Werden

Gestaltung und Implementierung altersgerechter Räume in innerstädtischen Bestandsnachbarschaften

von Charlotte Dahmen, Marlene Theresa Koßmann

Hochschule:

Technische Universität Berlin // RWTH Aachen

Abschluss:

Master

Präsentation:

16.02.2024

Lehrstuhl:

Fachgebiet DE/CO, Jan Kampshoff / Gebäudelehre, Anne-Julchen Bernhardt

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Archicad

Wir alle altern von der Sekunde an, in der wir leben. Während dieses unaufhaltsamen Prozesses wird der Bezug zur eigenen Wohnung, zum eigenem Haus, zum gewohnten Quartier immer größer. Erinnerungen und Erlebnisse stecken in den Dingen, die sich im Laufe des Lebens ansammeln: den Tellern an der Wand, den Straßen, auf denen wir laufen und den Menschen, denen wir dort begegnen. Diese Dinge definieren ein Zuhause und bieten Orientierung. Es wächst der Wunsch, im vertrauten Viertel wohnen zu bleiben. Doch was passiert, wenn man die Treppe nicht mehr hochkommt? Die häufig genannte Antwort ?Pflegeheim? kann und darf nicht alternativlos bleiben, vor allem in Hinblick auf die stetig alternde Bevölkerung!

Um mögliche Lösungen zu finden, spezifizieren wir uns räumlich im Viertel Flingern Nord (Düsseldorf) und schauen uns dessen städtische Typologien an. Wir entdecken eine Zeile, einen Altbau im Block und ein Punkthaus. Ausgehend von den Gebäuden wird jeweils ein pantoffelläufiger Radius von 500 Metern gezogen, der Untersuchungsraum für Stadtbeobachtungen wird. Im Anschluss beginnt eine Geschichte, die von der Transformation dreier Bestandsgebäude erzählt und anhand von träumerischen Visionen eine altersgerechtere Stadt zeichnet.

Bei der Entwicklung dieser Räume sind mehrere Betrachtungsebenen relevant: die altersgerechte Stadt (S) , die Gemeinschaft (G) und der private Raum (B), repräsentiert durch das Badezimmer. Die Interventionsvorschläge der Häuser erfolgen entsprechend dieser Ebenen und basieren immer ortsspezifisch auf der vorausgegangenen Bestandsanalyse. Jede Vision lässt sich so einer theoretischen Idee zuordnen.

Programmatisch werden dringend vermisste Orte geschaffen, wie öffentliche Toiletten, Kurzzeit- und Gästewohnungen, gemeinschaftliche Pflege-WGs, eine Tagespflege oder multiple Räume.
Ein spielerischer Umgang mit den sonst eher negativ behafteten DIN-Normen zur Barrierefreiheit rückt die architektonische Gestaltung des Bades in ein neues Licht: wie wäre es mit einem maximalen Wohnbad, einem versteckten Durchgangsbad oder einer minimalen Duschtoilette?
Nicht zuletzt führen neue Erschließungswege wie Rampen im Innenhof, gemeinsame Adressbildungen mit geteilten Aufzügen und neue Bänke zu einem selbstständigeren Miteinander.

Eine weitere Grundlage für die Architektur bieten selbst geführte Interviews mit Personen im Alter von 65-90, die aufzeigen, dass das Älterwerden ein hochindividueller Prozess ist. Die Wohnbiografie prägt die Vorstellung von wo und wie wir alt werden. Um diese Ebene im Projekt zu zeigen, sind persönliche Gegenstände aus den Interviews und Wohnungen in die Bilder und Entwürfe eingeflossen.

Was das Projekt grundsätzlich verdeutlicht, ist: innerstädtische Bestandsnachbarschaften können altersgerecht transformiert werden. Dabei geht es nicht um spezielle Wohnungen für Oma und oder Opa, sondern um Räume, die eine individuelle Entfaltung für jeden erlauben und die Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten.

Text von Charlotte Dahmen und Marlene Theresa Koßmann.