Mai / Juni 2025
Universität Stuttgart
Complesso di San Biagio
„cella fecit monachum - die Zelle formt den Mönch“

Universität Stuttgart
Master
17.12.2024
Institut für Wohnen und Entwerfen, Prof. Piero Bruno
Wohnbauten
Archicad
Wie die Zelle den Mönch formt und der Mönch die Zelle - Das Leben im Convento di San Biagio, in Vicenza, reicht zurück bis in das 12. Jahrhundert. Von einem Doppelkloster hin zu dessen Rückbau und Wiederaufbau an heutigem Standort, ist die Geschichte des Klosters von einem ständigen Wandel und fortwährendem Weiterbau geprägt. Die Zwangsumnutzung zur Kaserne, der Anbau eines Zellengefängnisses und die Umnutzung der Kirche als Parkgarage zeigen auch nach der Nutzung des Gebäudes als Kloster, dessen Relevanz als Baukörper im stätischen Gefüge. Doch der nun andauernde Jahrzehnte lange Verfall der Bausubstanz wirkt sich auch auf das umgebende Quartier und dessen Qualität negativ aus. Der im 16. bis 18. Jahrhundert ansässige Franziskanerorden interagierte zu seiner Blütezeit stark mit der Gesellschaft und spielte eine zentrale Rolle im Stadtbild.
Die Umnutzung der vorhandenen Baustruktur zu einem Mehrgenerationenprojekt soll eben dieses Vorbild wieder aufgreifen und den Stadtbaustein in die Stadt reintegrieren. Nach dem Vorbild einer Mönchsgemeinschaft sind das private Wohnen und die gemeinschaftlich genutzten Bereiche die beiden essenzielle Raumstrukturen, die das Leben des Mehrgenerationenprojektes tragen. Weitere wohnungsergänzende Nutzungen dienen als Schnittstelle zwischen Stadt und Komplex. Die Wohnstruktur baut sich auf dem Konzept der Mönchszelle auf und kann von einer Ein-Zellen Wohnung bis zu einer Drei-Zellen Wohnung erweitert werden, ebenso ist Wohnen in Wohngruppen möglich, wie auch rollstuhlgerechtes Wohnen im vollständig erhaltenen Erdgeschoss.
Der Umgang mit dem Bestand folgt dem Prinzip des „Weiterbauens“ und dem deutlichen Sichtbarmachen der sich überlagernden Zeitschichten. Dabei wird neben dem Rückbau einzelner Komplexteile auch ein Neubau errichtet, welcher sich bautypologisch mit der Hofstruktur des bestehenden Klosterbaus verstrickt. Die entstehenden Höfe sind sowohl an das Konzept der klösterlichen Kreuzgärten angelehnt, bilden im Zentrum des Komplex auch einen eigenen neuen städtischen Klosterhof, welcher nicht nur von den Bewohnern, sondern ebenso durch das historische Portal für die Nachbarn zugänglich ist.
Text von Patricia Müller und Rosem-Hewin Yildiz.