Essen in Bewegung

In einem ehemaligen Großmarktareal entsteht ein neuer architektonischer Typus: Ein Labor, das den Lebenszyklus von Lebensmitteln räumlich erfahrbar macht.
Moderne Städte entfremden sich zunehmend von Herkunft, Verarbeitung und Entsorgung ihrer Nahrung. Dieses Projekt reagiert mit einer Architektur, die nicht belehrt, sondern aktiviert – offen, wandelbar, gemeinschaftsorientiert.

Im Zentrum steht die Gärtnerhalle, ein Marktbau aus den 1970er Jahren. Durch gezielte Öffnung und eine Neuorganisation entlang zweier Achsen entsteht das „Kreuz“ – eine Struktur, die Innen und Außen, Markt und Labor, Konsum und Forschung verbindet.

Diese Offenheit zeigt sich in den mobilen, runden Kabinen, die sich entlang des Kreuzes frei verschieben lassen. Sie entstanden aus der Kritik an den ursprünglichen rechteckigen Verkaufsboxen: zu starr, unübersichtlich, unflexibel. Die neue zirkuläre Form fördert Bewegung, Austausch und Improvisation – zwischen Markt, Bühne und Versuchsraum.

Gemeinsam mit den drei Grundformen – Kreuz, Kreis, Welle – entsteht ein aktivierender Raum. Das Kreuz strukturiert, die Kreise (Kabinen) ermöglichen schnelle Umnutzung, und die Wellen – modulare Tischformationen – schaffen Orte für gemeinsames Kochen und Austausch.

Drei funktionale Bauten ergänzen das Ensemble:
Im Süden das Bildungszentrum mit Feld und Dachgewächshaus, im Osten der Forschungsturm für molekulare Küche, im Norden der Lehmbau zur natürlichen Fermentation.

Auch wenn die Gärtnerhalle eines Tages verschwinden sollte, bleiben Felder, Wege und das Wissen einer Community, die gelernt hat, Essen neu zu denken.
Diese radikale Offenheit ist keine Geste – sondern eine urbane Strategie.

Text von Sungyub Chang.