Mai / Juni 2025
Technische Universität Braunschweig
Forum Faber
Stadthallen im Wandel: Vom Veranstaltungsort zum sozialen Zentrum

Technische Universität Braunschweig
Master
26.03.2025
Institut für Entwerfen und Raumkomposition / Dr. Simon Banakar & Bernhard Ax
Kulturbauten
Rhino, Archicad, V-Ray, InDesign, Photoshop, Lightroom
Forum Faber liegt nördlich der Stadthalle Braunschweig an der stark frequentierten Kreuzung von Leonhardstraße und Ringstraße. Grundlage bildet das bestehende Parkdeck der Stadthalle, das bislang ausschließlich dem ruhenden Verkehr vorbehalten und im Stadtbild nahezu unsichtbar war. Seine Struktur basiert auf einem Raster aus gleichseitigen Dreiecken mit einer Kantenlänge von 9,3 Metern.
Um den rohen Charakter des brutalistischen Parkdecks zu bewahren, werden entlang der bestehenden Stützen Stampflehmwände eingefügt, die neue Raumgrenzen definieren und die tektonische Struktur betonen. Entstehen sollen interdisziplinäre Werkstätten für handwerkliche Nutzungen. Zwei große Deckendurchbrüche bringen Tageslicht und Grünflächen in das Innere. Vier großvolumige Pilzbetonstützen durchstoßen das Parkdeck, nehmen Erschließungskerne mit Treppenhäusern, WCs und Technikflächen auf und tragen die neuen Baukörper. Auf der Parkdeckebene entstehen zwei Kulturcafés, gefasst von einer Pfosten-Riegel-Fassade aus grünem Stahl, ergänzt um dienende Räume wie Küche, Lager und Kiosk. Der begrünte Außenraum wird durch die vier Stützen zoniert und als Erholungs- und Kulturfläche aktiviert.
In den oberen Geschossen setzt sich die Transformation fort: Während im zweiten Obergeschoss nur die Kerne der Stützen verbleiben, wird darüber ein orthogonales Raster mit 4 x 4,65 Metern in Holzskelettbauweise etabliert. Dieses ist in der Fassade ablesbar und bildet die Grundlage für flexible Wohn- und Arbeitswelten, getragen von den Pilzstützen und Kassetten-decken.
Haus A, im Norden des Parkdecks, markiert mit 13 Geschossen einen städtebaulichen Hochpunkt an der Kreuzung. Eine Freitreppe verbindet hier das Parkdeck mit dem öffentlichen Raum. Die Rasterstruktur der Holzkonstruktion ermöglicht unterschiedliche Wohnkonzepte. Haus B, südlich zur Stadthalle orientiert, folgt demselben Prinzip. Der Wohnungsmix reicht von 1,5-Zimmer-Apartments bis zu 5-Zimmer-WGs, nutzbar als Wohnraum und kreative Arbeitsorte.
Östlich, oberhalb des Kulturcafés, befindet sich eine multifunktionale Veranstaltungshalle. Flexibel bespielbare Räume können durch ein Vorhangsystem zoniert werden. Die Holzzangenkonstruktion mit Leimholzbindern ermöglicht große Spannweiten; 68 pyramidenförmige Oberlichter sorgen für gleichmäßige Belichtung.
Im Westen sind Ateliers und Studios für Kunstschaffende vorgesehen. Die hohen Räume ermöglichen Arbeiten an großformatigen Skulpturen und Installationen. Die beiden öffentlichen Baukörper werden von einem umlaufenden Steg aus Stabholzkonstruktionen gefasst, der zusätzliche Nutzungsebenen und Aufenthaltsqualität schafft.
Als abschließender Baustein wird oberhalb des kleinen Saals der Stadthalle ein neuer Museumsteil ergänzt. In der architektonischen Sprache des Forums konzipiert, bildet dieser dritte Hochpunkt das verbindende Element und integriert die Stadthalle in ein neues kulturelles Zentrum, das Braunschweigs kulturelle Identität und das städtische Gefüge nachhaltig stärkt.
Text von Till Watzlawik.