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Januar / Februar 2023

Universität Stuttgart

ÜBER_DACHT

Eine Gleisüberbauung in Berlin

von Johannes Rink, Jan Würffel

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

08.02.2022

Lehrstuhl:

Institut Wohnen und Entwerfen - Prof. Piero Bruno

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Vectorworks, Rhino3D, Photoshop

Der Wohnungsmarkt Berlins zwingt die Menschen, sich auf neue Formen und neue Orte des Wohnens einzulassen. Der Wohnungsbedarf übersteigt das Angebot bei Weitem. Es ist notwendig geworden, möglichst effektiv mit dem vorhandenen Raum umzugehen, ohne dabei die Wohnqualität zu minimieren.

Durch die Überbauung des Gleisbettes der Ringbahn entsteht ein neuer Gebäudekomplex inmitten des Prenzlauer Bergs. Der Baukörper orientiert sich an dem Gleisbett und fungiert als abschließendes Element zu der im Norden liegenden Dänenstraße sowie zum Innenhof der angrenzenden Blockrandbebauung. Verstärkt wird dieser Effekt durch vier Versprünge innerhalb der Fassade, welche in der Verlängerung der Seitenhäuser liegen.
Durch eine bewusste Zäsur zwischen Block und Zeile nähert sich der Baukörper dem alten Bestand mit seinen markanten Brandwänden vorsichtig an. Zusätzlich bleibt der Bezug zu den darunter fahrenden Zügen erhalten. Neu und Alt dienen den Passanten als rahmende Elemente, welche die Blicke auf die Schönhauser Allee im Osten oder das offene Gleisfeld im Westen lenken.

Die Erschließung erfolgt über zwei Brücken, welche an den Köpfen der Zeile verortet werden. Das Verbindungsstück dieser beiden Brücken ist der Baukörper über den Gleisen.
Gegen die hohe Lärmbelastung der Gleise wirkt das umlaufende Balkonband. Es ist so dimensioniert, dass eine gute Belichtung der darunter liegenden Räume ermöglicht wird. Die Fassadenöffnungen können durch einen außen liegenden Sonnenschutz verschattet werden. Die Querlüftung wird durch verschiebbare Fensterelemente sichergestellt, wodurch ein direkter Bezug zum Außenraum entsteht.
Der Entwurf geht auf die Veränderungen der Gesellschaft und ihrer Wohnformen ein. Vereinsamung und der Wunsch nach gemeinschaftlichen Orten sind zeitgenössische Phänomene. So entwickelten sich vier Wohntypen, welche innerhalb des Gebäudes vermengt werden.

Der Typus des gemeinschaftlichen Wohnens steht im Zentrum des Entwurfs. Er bildet die pluralistischen Bedürfnisse und Lebensrealitäten der Gesellschaft ab und schafft anregende Raumsituationen für Jung und Alt.
Durch Gemeinschaftsflächen treffen Singles und Familien bereits innerhalb ihres unmittelbaren Wohnumfelds aufeinander. Jeder Bewohner verfügt zudem über einen privaten Rückzugsort, der auch als eigenständige Einheit funktionieren kann.
Der Grundriss ist je nach Anforderungen flexibel und kann an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden. Das Konzept orientiert sich an einer Clusterwohnung. Hierbei kann durch Reduzierung innerhalb einer Wohneinheit dem einzelnen mehr Luxus im gemeinschaftlichen Bereich ermöglicht werden. Die weiteren drei Typen sind das Familienwohnen, das Wohnen im Kopf und das Dachgeschosswohnen. Ihnen steht mit den privaten Balkonflächen und der halböffentlichen Dachterrasse ein großzügiger Außen- und Gemeinschaftsraum zur Verfügung.
Text von Johannes Rink und Jan Würffel.