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Januar / Februar 2023

Berliner Hochschule für Technik

RUNG Repertorium

Archäologisches Besucherzentrum im Wattenmeer: Eine dringende Erinnerung an die Zukunft

von Johannes Felten, Christopher Witt

Hochschule:

Berliner Hochschule für Technik

Abschluss:

Master

Präsentation:

27.06.2022

Lehrstuhl:

Labor für Entwurf und Städtebau - Gastprof. Dipl.-Ing Henning von Wedemeyer

Rubrik:

Bildungsbauten

Software:

ArchiCAD, Adobe Creative Cloud, Rhino, C4D, V-Ray

Der vermutete Ort, an dem Rungholt existiert haben soll, liegt nahe der Insel Pellworm im Wattenmeer. Die Wattflächen werden durch die Gezeiten zweimal am Tag überflutet und zweimal am Tag wieder trockengelegt. Die sehr wechselhaften, fluiden Bedingungen der Region erschweren besonders die archäologischen Untersuchungen. Fundstellen im Watt müssen schnell erkundet und dokumentiert werden. Damit bleiben die Gezeiten ein Fluch sowie auch ein Segen, denn gleichzeitig decken sie neue, unentdeckte Funde auf und lassen Andere für immer verschwinden.
Daher spielen die Faktoren Zeit und Nähe neben einer einigermaßen stabilen Besucherzahl eine entscheidende Rolle. Ein idealer Ort für diese Vorhaben, der alle drei Faktoren berücksichtigt, liegt kurz hinter dem Fähranleger der Nordseeinsel Pellworm. Zwischen dem Fähranleger und dem Festland befindet sich ein befestigter, 3 m hoher und etwa 1,5 km langer Erdwall, der als Verbindungsstück für Anreisende zwischen der Fähre und der Insel durch das Watt führt. Alle Besucher der Insel müssen mindestens zweimal diese Strecke nehmen. Einmal, um auf die Insel zu gelangen und einmal, um wieder von ihr herunterzukommen. Der aufgeschüttete Steg ist der erste Kontakt zur Insel Pellworm und somit einer der ersten Eindrücke, den man erhält. Der Weg vom Steg ins Rungholt Watt dauert ungefähr eine halbe Stunde. Bei Flut ist man mit dem Forschungsboot noch schneller unterwegs.
Städtebaulich steht der Entwurf nur mit der sich stetig verändernden, natürlichen Umgebung im Dialog.
Wir wollen für das Rung Repertorium mittels einer klaren und bestimmenden Form - der des Kreises - einen starken Kontrast zur Umgebung des Wattenmeeres formulieren.
Der Kreis setzt sich deutlich von seiner landschaftlich geprägten Umgebung ab und tritt dennoch in einen geistigen Austausch mit dem Ort. Sinnbildlich für das Wattenmeer steht der Wattwurm, dessen kreisrundverschnörkelte Spuren man überall im Watt entdecken kann.
Diese Wattwurmspuren waren die Inspiration dafür, den Kreis dreidimensional als eine Art Schleife zu denken.
Die Außenkonturen bilden einen zweidimensionalen Kreis ab; zusätzlich zu dem äußeren Kreis gibt es aber noch einen inneren, zweidimensionalen Kreis, welcher durch die Verbindung mit dem Äußeren eine Doppel-Helix bildet. Die Dachform leitet sich von den ortstypischen Satteldächern der uthländischen Bebauung ab. Durch den Umstand der Gezeiten und gelegentlicher Sturmfluten, haben wir das gesamte Gebäude auf 15 Stützen soweit aufgeständert, dass es nicht mehr in der Gefahrenzone liegt. Die Anfänge der Schleife leiten auf eine der Form folgenden Rampe in das Gebäude welches sich 5 Meter über dem Steg und 8 Meter über NN befindet.
Im Erdgeschoss verschafft eine kleine Landzunge mit Ausrichtung nach Rungholt einen Zugang zu einem kleinen Anleger der Archäologen.
Text von Johannes Felten und Christopher Witt.