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Januar / Februar 2023

Bauhaus-Universität Weimar

TRANSFORMER

Fallbeispiel einer resilienten Struktur

von Laura Schieferdecker

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

19.10.2022

Lehrstuhl:

Entwerfen und Baukonstruktion

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Archicad, Cinema 4D

Im Kontext des Klimawandels, der Ressourcenknappheit, rasant steigenden Bodenpreisen und einem angespannten Wohnungsmarkt, stellt sich die Frage, wie wir als Menschheit in Zukunft nachhaltig und sozial gerecht zusammen leben können. Die Unvorhersehbarkeit der zukünftigen Veränderungen erfordert eine nachhaltige Architektur mit anpassungsfähigen und resilienten Strukturen, die auf diese Entwicklungen auf unkomplizierte und sparsame Weise reagieren kann.

Die sozialpoltische Grundlage bildet dafür eine Umverlagerung des Bodeneigentums (siehe Vorarbeit).

Der Entwurf versteht sich als Fallbeispiel eines transformativen Gebäudes, welches mindestens 100 Jahre besteht und sich an zukünftige Nutzungsbedingungen anpassen kann. Es wird anhand eines Grundstücks in Leipzig Zentrum-West veranschaulicht und ist zunächst als Wohn- und Bürogebäude mit öffentlicher Nutzung im Erdgeschoss geplant. Die Nutzung des Erdgeschosses wird im Interesse der Bewohner des Viertels gestaltet. Die Kubatur des Gebäudes nimmt die städtebaulichen Kanten der Umgebungsbauten auf und bildet im Osten, Süden und Westen öffentliche Plätze aus.

Das Gebäude besteht aus drei Strukturen unterschiedlicher Dauerhaftigkeit, Funktion und Materialität, welche eine kurzfristige, mittelfristige und langfristige Anpassungen an veränderte Nutzungsbedarfe ermöglichen. Die langfristige Struktur, mit einer Dauerhaftigkeit von 100 Jahre bilden der Erschließungskern aus Stahlbeton und ein Holz-Skelettbau, welche die Lastabtragung übernehmen. Die mittelfristige Struktur in Holzrahmenbauweise definiert mit einer Lebensdauer von 25-50 Jahren die Wohneinheiten und Räume. Die Kurzfristige Struktur bezieht sich auf nicht bauliche Veränderungen, die eine Wohnung durch die Öffnung von Fenstern und Türen im Zeitraum von ca. 10 Tagen bis 10 Minuten wandeln können.

Die Reduzierung der tragenden Elemente auf den Skelettbau und die Kerne ermöglicht eine freie Grundrissaufteilung, sowie Flexibilität in der Anzahl der Einheiten. So ist es möglich auf einer Etage 1 Einheit, jedoch auch bis zu 16 Einheiten (25-40 m2) als Studios auszubilden. Die Einheiten werden durch Funktionsbänder gegliedert, welche jede der 16 Einheiten mit einem Bad und Installationsanschluss versorgen.
Im Sinne der Umbaubarkeit und Nachhaltigkeit, orientieren sich alle Elemente am Ständermaß des Holzrahmenbaus von 62,5cm und sind weitestgehend nicht verklebt, sondern geschraubt, gesteckt oder geklammert, sodass eine rückstandfreie Demontage und Wiederverwendung einzelner Bauteile möglich ist.

Die Wiederholung und Regelmäßigkeit des Strukturprinzips ermöglicht eine Einsparung von Mitteln und eine einfache Neuaufteilung oder Zusammenlegung der verschiedenen Räume entsprechend der verschiedenen Lebensphasen des Gebäudes, sowie eine geschoss-unabhängige Nutzungsaufteilung.  Ziel ist es, die Bedürfnisse der NutzerInnen zu erfüllen und dabei darauf zu achten, das Feld der Möglichkeiten für zukünftige Generationen offen zu halten.
Text von Laura Schieferdecker.