Platz 2
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Januar / Februar 2023

Leibniz Universität Hannover

Materialpalast

- eine neue Bauteilbörse für Hannover

von Marvin Letmade

Hochschule:

Leibniz Universität Hannover

Abschluss:

Master

Präsentation:

24.01.2023

Lehrstuhl:

ABTEILUNG ARCHITEKTUR IM KONTEXT

Rubrik:

Industriebauten

Software:

Archicad, Photoshop, InDesign

Wie baut man mit dem was schon da ist? Wenn die Abmessung der Stahlträger fix sind und nicht auf das Gebäude angepasst werden können oder das Fassadenmaterial nicht beliebig ausgewählt werden kann, sondern beispielsweise aus dem Bestand eines abgerissenen Verwaltungsgebäude geschöpft werden muss.
Was heute als Einschränkung im Entwurfsprozess gesehen wird, war lange Zeit gängige Praxis. Der reine Neubau war die Ausnahme - das arbeiten mit dem Bestehenden die Regel.
Aktuell werden zu viele Gebäude einfach abgerissen und damit gehen auch die meisten Bauteile für immer verloren. Es scheint fast so als wäre die Wertschätzung gegenüber dem gebauten über die Zeit verloren gegangen. Daher sollten sich Architekturschaffende die Fähigkeit - den Wert von Materialien vor dem Abriss zu erkennen - wieder aneignen.

Die Baubranche scheitert Jahr für Jahr an ihren Klimazielen. 38% der weltweiten CO2-Emissionen entstehen beim Bau und während der Benutzung und Instandhaltung von Gebäuden. Ein alarmierender Wert, der zeigt dass ein Umdenken in der Architektur stattfinden muss.

Mit dieser Masterthesis wurde der Versuch unternommen aus den Bauteilen einer alten Lagerhalle, einer Sporthalle, einem ehemaligen Sport- und Freizeitzentrum und einem Verwaltungsbau ein Ort des Wissensaustausch, der Lagerung, sowie des Verkaufs von gebrauchten Baumaterialien zu entwerfen.
Anhand der Pläne und Fotos der Gebäude wurde ein Bauteilkatalog erstellt, in dem die Teile mit ihren exakten Abmessungen erfasst sind und aus diesem sich der spätere Gebäudeentwurf formuliert.
Neben Fassadenelementen aus Waschbeton (und Trapezbleche aus Aluminium) und Fenstern wurden Stahltragwerke und Stahl-Beton-Unterzüge für die Konstruktion der Lagerhallen wiederverwendet.
Wie eingangs erwähnt war eine der zentralen Fragen dieser Masterthesis wie man mit bestehenden Bauteilen entwirft und dennoch einen eigenen Charakter kreiert.
Grundsätzlich wurden die wiederaufgestellten Hallen alle mit einer Fuge versehen die Überdacht ist und die Hallenbaukörper verbindet um verschiedene Konstruktionsarten und Tragwerke nicht miteinander verbinden zu müssen. Diese kann in leichter Konstruktion ausgeführt werden und ist somit Pufferzone zwischen den Hallen.
Die Zwischenräume der "neuen alten" Hallen werden mit den Sonderbaukörpern gefüllt die eine moderne Bauteilbörse benötigt um die Weiternutzung von Materialien so leicht wie möglich zu machen.
Ein Ort an dem Bauteile gescannt werden um 3D-Daten/BIM-Daten zu generieren, damit die Planung so einfach wie möglich erfolgen kann.
Eine Aufbereitungswerkstatt um kleinere Defekte zu beheben oder eventuelle Verschmutzungen zu beseitigen.
Ein Labor um Bauteile beispielsweise auf Schadstoffe zu testen oder die Tragfähigkeit zu ermitteln.
Und natürlich ein Ort für die Mitarbeitenden und die Verwaltung des Materialpalast. Diese sind Neubauten und ergänzen das Konglomerat mit exponierten Formen.
Text von Marvin Letmade.