Ein Blick auf den „Wert der Dinge“: Die baunetz CAMPUS Sommerschule in Wuppertal
Gemeinsam mit 27 Teilnehmenden unterschiedlicher Hochschulen verbrachten wir eine Woche in Forschungshäusern, besuchten Projekte in Wuppertal und diskutierten Ansätze für eine differenzierte Betrachtung der gebauten und sozialen Substanz.
Sieben Tage voller Input, Diskussion und Auseinandernehmen: Wir blicken auf unsere diesjährige Sommerschule „Wert der Dinge“ in Wuppertal zurück. Neben Prof. Jan Kampshoff, mit dem wir nun zum zweiten Mal zusammenarbeiten, waren diesmal V-Prof. Marc Günnewig, Prof. Karsten Voss und Katharina Simon unsere Gastgeber*innen von der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Bergischen Universität Wuppertal. Untergebracht waren wir in den von Studierenden errichteten Bauten des ehemaligen Solar-Decathlon Wettbewerbs 2022, auf dem Gelände vom Living Lab NRW. Von dort aus erkundeten wir die rheinländische Stadt, besuchten Projekte der Transformation und stellten uns Fragen zur Bewertung von materiellen und immateriellen Potenzialen.
Intensiver Input diverser Transformationsprozesse
Die ersten Tage glichen einer Entdeckungsreise. Wir besuchten den BOB CAMPUS, eine ehemalige Textilfabrik, in der die Montag Stiftung Urbane Räume gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung vorantreibt. Ein weiterer Exkurs führte uns in die zivilgesellschaftliche Initiative Utopiastadt, die sich als fortlaufender gesellschaftlicher Kongress versteht. Wie aus scheinbar Wertlosem etwas kulturell Wertvolles entstehen kann, zeigte uns der Künstler Samuel Treindl. Wir besuchten ihn im Brandhaus, einer heruntergekommenen Immobilie, die er Stück für Stück in einen einzigartigen Kulturort verwandelt. Weitere Station unserer Reise war das neu entstehende Pina Bausch Zentrum: Im Tanztheater erhielten wir durch Bettina Milz, inhaltliche Koordinatorin und Leiterin in der Vorlaufphase, einen Einblick in dieses kulturelle Leuchtturmprojekt für Wuppertal. Abends diskutierten wir mit Jonas Janke von bplus über die Bürger*inneninitiative HouseEurope.
Fokus auf Mensch, Raum und Solidarität
Zu Beginn unserer Reise legten wir den Schwerpunkt auf immateriellen Werten und setzten uns mit der Bedeutung von Solidarität in urbanen Räumen auseinander. Ständiger Begleiter auf diesem Weg war der Kiosk of Solidarity von Moritz Ahlert. In seinem Workshop reflektierten wir über soziale Werte auf unterschiedlichen Ebenen, wie beispielsweise die Leistung der in diesen Transformationsprozessen involvierten Akteur*innen.
Demonstrativ Demontieren
Im zweiten Teil wandten wir uns den materiellen Werten zu. Den Auftakt machte Jonas Läufer vom Kollektiv Baukreisel mit einem Vortrag in den Wiesenwerken, einer ehemaligen Gummiweberei, in der ebenfalls durch die Montag Stiftung Urbane Räume Mietflächen für Handwerk, urbane Produktion, Kultur, Bewegung oder Bildung entstehen. Er erläuterte Praktiken des kreislaufgerechten Bauens und wie aus dem, was eigentlich zum Abriss bestimmt ist, durch angewandte Praxis Wertvolles entsteht.
Dann wurden wir selbst aktiv und schraubten quasi am eigenen Dach: Mit dem Team des Living Lab NRW nahmen die Teilnehmenden die Forschungshäuser ins Visier. Dazu entnahmen die Studierenden Materialien, experimentierten mit Konstruktionen und betrachteten zwei der Gebäude als urbane Minen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach den Eigenschaften und Ressourcen, die die Bauteile benötigen – seien es Kosten, handwerklicher Aufwand oder Verbrauch. Die Studierenden wurden aufgefordert, das Material abzumontieren, einzubauen, Kennzahlen zu sammeln und zu überlegen, was daraus zukünftig entstehen könnte.
Wert von Reflexion und Austausch
In der Abschlussveranstaltung trugen die Teilnehmenden ihre Reflexionen in unterschiedlicher Form zusammen. Filme behandelten provokant Themen wie Abriss, Verschwendung und Öffentlichkeitsarbeit. Zudem gab es Performances und Spiele, darunter ein Memory, das Begriffe mit Fotos kombinierte und so eine reflektierende Rückschau auf die Woche ermöglichte. Die Sommerschule „Wert der Dinge“ bot uns wieder einmal eine intensive Auseinandersetzung mit Themen, die Lehre und Praxis beeinflussen. Der Austausch zwischen Studierenden verschiedener Disziplinen brachte viele neue Denkanstöße und die offene Lernform ermöglichte es auch uns als Redaktion, in den Diskurs einzutauchen und gängige Planungsprozesse zu hinterfragen. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten – wir freuen uns bereits auf nächstes Jahr.