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November / Dezember 2024

MSA Münster School of Architecture

Wandel.Gestalten

Über das Recycling von Orten im städtischen Raum

von Ann-Kathrin Penkert

Hochschule:

MSA Münster School of Architecture

Abschluss:

Master

Präsentation:

24.09.2024

Lehrstuhl:

Städtebau | Prof. Joachim Schultz-Granberg

Rubrik:

Städtebau

Software:

Archicad, Rhino, InDesign

Der Strukturwandel in deutschen Innenstädten hat sich im letzten Jahrzehnt und insbesondere seit der Covid-19-Pandemie deutlich beschleunigt. Digitale Prozesse, der Online-Handel und veränderte Kaufgewohnheiten haben den stationären Einzelhandel stark unter Druck gesetzt, wodurch viele Kauf- und Warenhäuser leerstehen und ihre Rolle als zentrale Anziehungspunkte verloren haben. Das Projekt Wandel.Haus greift diese Herausforderung auf und zeigt eine Vision für die nachhaltige Umnutzung solcher Gebäude, um die Resilienz der Innenstädte zu stärken, wobei ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichermaßen berücksichtigt werden.

Im Zentrum steht das ehemalige Karstadt-Gebäude in Celle, dessen zentrale Lage und flexibel nutzbare Architektur ideale Voraussetzungen für eine Transformation bietet. Ziel ist es, die bestehende Gebäudestruktur zu erhalten und durch Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu ergänzen. Dabei werden hybride Nutzungskonzepte entwickelt, die Kultur, Handel, Dienstleistungen und Wohnen miteinander verbinden, um widerstandsfähige und zukunftsorientierte Räume zu schaffen. Ein modulares Raumkonzept erlaubt flexible Anpassungen an zukünftige Anforderungen und ermöglicht eine langfristige Nutzung durch verschiedene Zielgruppen.
Das Wandel.Haus wird durch einen kollaborativen Ansatz umgesetzt, bei dem Bürger:innen und lokale Akteur:innen aktiv in die Planung und Gestaltung eingebunden werden. Die Zwischennutzung „Wandel.Werkstatt“ im ehemaligen Warenhaus ermöglicht es der Stadtgesellschaft, verschiedene Nutzungskonzepte zu testen und aktiv am Umbau teilzunehmen. Parallel dazu reaktivieren weitere „Wandel-Projekte“ in der Altstadt leerstehende Gebäude und öffentliche Räume, um Begegnungsorte und konsumfreie Zonen zu schaffen. Ein Kompetenznetzwerk aus Verwaltung, lokalen Unternehmen und Zivilgesellschaft begleitet und evaluiert diese Maßnahmen, um ihre Wirksamkeit zu sichern und weiterzuentwickeln. Der Entwurf für das Wandel.Haus sieht im Erdgeschoss ein öffentliches Atrium als zentralen Begegnungsraum vor, das für temporäre Märkte, Veranstaltungen und spontanen Austausch genutzt werden kann. Um das Atrium gruppieren sich Angebote wie ein Café, ein Service-Hub und eine „Library of Things  “, der ressourcenschonende Konsum fördern. In den Obergeschossen entstehen kreative und produktive Räume wie eine DIY-Werkstatt, ein FabLab mit moderner Technologie sowie Seminarräume für Bildung und Innovation. Das Dachgeschoss wird für gemeinschaftliches Wohnen genutzt und mit einem Dachgarten ergänzt, der soziale Interaktion und nachhaltiges Leben fördert.
Das Wandel.Haus wird so zu einem Modellprojekt für nachhaltige Stadtentwicklung, dass die Resilienz der Innenstadt stärkt und gleichzeitig neue Standards für die Nutzung innerstädtischer Ressourcen setzt. Es belebt die kulturelle und wirtschaftliche Dynamik von Stadtzentren und dient als Vorbild für ähnliche Projekte in anderen Städten, die mit Strukturwandel und Leerständen konfrontiert sind.

Text von Ann-Kathrin Penkert.