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November / Dezember 2024

Technische Universität Berlin

Kenne mer, bruche mer, bliev!

Transformation des Stadthaus Bonn

von Charlotte Arens, Antonia Fürst

Hochschule:

Technische Universität Berlin

Abschluss:

Master

Präsentation:

2024-10-14

Lehrstuhl:

Natural Building Lab - Prof. Eike Roswag-Klinge; Architektur der Transformation - Prof. Nanni Grau

Rubrik:

Gewerbebauten

Software:

Archicad, Adobe Creative Cloud

Das Stadthaus Bonn ist seit 1978 das zentrale Verwaltungsgebäude der Stadt und prägt das Stadtbild. Dennoch gibt es seit jeher polarisierende Meinungen zum Stadthaus. Aktuelle bauliche Mängel machen eine politische Entscheidung über die Zukunft nach der Räumung 2027 notwendig.

In unserer Vision zeigen wir die Potenziale des Gebäudes auf. Durch gezielte, minimal-invasive, bauliche Eingriffe und neue vielseitige Nutzungen entsteht ein lebendiger Knotenpunkt.
Ziel ist es, die Entscheidungsträger von einem möglichen Abriss des Stadthauses abzubringen und die Qualitäten des Bestands hervorzuheben.

Städtebaulich reagieren wir auf die derzeitige Isolation des Stadthauses durch die extreme Verkehrssituation der angrenzenden Straßen. Die zukünftige Verdrängung des individuellen Autoverkehrs aus der Innenstadt führt zu neugeordneten Flächen im Stadtraum. Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV bewegen sich im grünen Straßenraum gleichberechtigt, während neue Plätze entstehen, die als Auftakt in das Gebäude leiten. Die Straße als Grenze wird aufgehoben - das Stadthaus wird wieder in den Alltag der BonnerInnen integriert. Alt- und Innenstadt werden durch den neuen Raumfluss stärker miteinander verbunden.

In der VEEDELZONE, dem neuen Erdgeschoss, entsteht ein Treffpunkt für AnwohnerInnen und Nachbarschaft. Der Außenraum erweitert sich ins Innere. Freiflächen und öffentliche Nutzungen in reversiblen Baukörpern ordnen die Fläche neu.
Das BÜRGERINNEN-FORUM im ersten Obergeschoss ist die Schnittstelle zwischen Stadt und Verwaltung. Hier werden BürgerInnen zur aktiven Mitgestaltung der Stadt angeregt. Der vorhandene Innenhof wird aufgeweitet, was die Orientierung und die Belichtung verbessert. Ein neuer Ratssaal ergänzt die um den Innenhof angeordneten Volumen.
In den Obergeschossen der TÜRME werden neben der zu 50% minimierten Fläche der Verwaltung auch Wohnungen realisiert. Drei zukunftsorientierte und integrative Wohnformen richten sich an verschiedene Zielgruppen und zeigen, wie flexibel und adaptiv der Bestand angesichts gesellschaftlicher Transformationsprozesse ist.
Durch die Neuinterpretation der Bestandsfassade werden die einzelnen Türme klar erkenn- und unterscheidbar. Neue Elemente werden in die bis auf die Stahlkonstruktion rückgebaute Struktur integriert und verleihen einen menschlichen Maßstab. In Kombination mit einer zweiten, nach innen versetzten Fassadenhaut werden zeitgemäße Anforderungen erfüllt und eine Pufferzone entsteht, die teils zur Erschließung, teils als gemeinschaftliche oder private Außenräume fungiert.

Kenne mer - Das Stadthaus ist ein wichtiger Zeitzeuge der Nachkriegsarchitektur und gehört zur Identität Bonns.
Bruche mer - Ein Abriss wäre eine enorme Umweltbelastung und darf keine diskutable Alternative mehr sein, solange ein Gebäude noch als sanierungsfähig gilt.

Bliev! - Wir möchten mit unserem Entwurf neue Gestaltungsspielräume eröffnen und die vielen Potenziale des Gebäudes sichtbar machen.

Text von Charlotte Arens und Antonia Fürst.