November / Dezember 2024
HTWG Konstanz
Paisagem Urbana
kultur raum gemeinschaft
HTWG Konstanz
Master
25.07.2025
Prof. Myriam Gautschi
Kulturbauten
Vectorworks, InDesign, Lightroom
"Paisagem Urbana" beschäftigt sich mit einer Baulücke im Stadtzentrum von Rio de Janeiro. Anknüpfend an die berühmte Treppenanlage Escadaria Selarón soll ein Kultur- und Gemeinschaftszentrum entstehen, das sowohl die lokale Bevölkerung, als auch den Tourismus berücksichtigt. Im Vordergrund stehen dabei nicht nur die differenzierten Nutzungen, die auf die Bedürfnisse von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen abgestimmt sind, sondern vor allem die Ausbildung von flexibel nutzbaren Freiflächen - sowohl im Innen- als auch Außenraum, die als Begegnungsräume dienen.
Zwischen den beiden angrenzenden Straßenebenen besteht ein Höhenunterschied, der durch eine differenzierte Freiraumgestaltung mithilfe von Treppen, Rampen und Zwischenebenen überbrückt wird. Die Escadaria Selarón wird mit einer neuen Treppenanlage auf dem Grundstück fortgeführt. Zwei Sockelbauten graben sich in die Topografie ein und verfügen über begehbare Dachgärten, die zum Flanieren einladen und als Rundgang um das Grundstück konzipiert sind. Die stark heterogene Nachbarbebauung wird durch die präzise Setzung der Baukörper sowie die Aufnahme von Fluchten und Maßen aus der Umgebung berücksichtigt.
Schattenspendende Elemente wie ein Arkadengang und ein durch Piloti freigespieltes Erdgeschoss unter dem Hauptgebäude bieten differenzierte Aufenthaltsmöglichkeiten im Außenraum. In der Mitte des Grundstücks befindet sich ein großer Platz, an dem große Veranstaltungen und Feste stattfinden können. Die Zugänge zu dem zentralen Platz und in das Gebäude selbst sind in ihrer Anzahl und Größe stark beschränkt, wodurch der öffentliche Raum ?kontrollierbar? wird und als sicherer Ort eingestuft werden kann. Insgesamt entsteht auf dem Grundstück eine Paisagem Urbana (urbane Landschaft) aus Ebenen und Gärten.
Durch mein Zusammentreffen mit Menschen aus der brasilianischen LGBTQ+ Community und geführten Interviews kristallisierte sich heraus, dass ?Safe spaces? für diese von besonders wichtiger Bedeutung sind. Ihre Erfahrungen vom Verstoß der Familie und Diskriminierung in der Gesellschaft führten in einigen Fällen dazu, dass diese obdachlos wurden. Es ist deshalb ein besonders wichtiges Anliegen der Thesis, im Herzen des Gebäudekomplexes einen sicheren Ort zu schaffen, an dem Menschen in dieser vulnerablen Situation unterkommen können. Durch die Anordnung im Herzen des Gebäudes können die Menschen gleichzeitig sichtbarer Teil der Gesellschaft sein und doch privat heilen.
Text von Nadine Schneider.