November / Dezember 2024
Die Amtsschreibermühle
Ein Zentrum für psychosomatische Störungen
Bauhaus-Universität Weimar
Master
18.10.2023
Entwerfen und Baukonstruktion, Prof. Johannes Kühn
Gesundheitsbauten
ArchiCAD, Affinity
Psychische Gesundheit rückt zunehmend ins Bewusstsein, eine Entwicklung, die durch die Pandemie beschleunigt wurde. Globale Bedrohungen wie wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten, Kriege und Konflikte erhöhen die Relevanz des Themas. Die WHO plädiert dafür, dass "business as usual" nicht ausreicht, um psychische Gesundheit zu fördern. So sollte sich auch der Raum wandeln und wachsen, den wir ihr zugestehen.
Auch die Bundespsychotherapeutenkammer plädiert dafür, die künstliche Trennung von körperlicher und seelischer Gesundheit aufzuheben und einen ganzheitlichen Gesundheitsbegriff zu etablieren. Besonders in der Psychosomatik, beispielsweise bei orthopädischen Erkrankungen, zeigt sich die Notwendigkeit interdisziplinärer Versorgung. Prof. Dr. V. Köllner betont, dass vernetzte Strukturen zwischen Orthopädie und Psychosomatik chronifizierte und komorbide Erkrankungen effektiver behandeln können.
Die Waldkliniken Eisenberg greifen Ansätze heilender Architektur auf, fokussieren jedoch primär auf operative Eingriffe, während psychosomatische Aspekte weniger berücksichtigt werden. Ein interdisziplinäres Zentrum könnte hier Abhilfe schaffen, indem es körperliche und seelische Gesundheit ganzheitlich adressiert. In einem Interview mit Herr Thies wurde die Amtsschreibermühle, eingebettet in die Natur des Thüringer Holzlands, als idealen Ort einer Erweiterung der Waldkliniken Eisenberg für ein psychosomatisches Therapiezentrum gefunden. Ziel ist es, durch dezentrale, naturnahe Strukturen Heilungsprozesse zu unterstützen.
Die Arbeit untersucht, wie heilende Architektur zur Genesung beitragen kann. Der Entwurf sieht eine sensibel gestaltete Erweiterung der Waldkliniken Eisenberg vor, die den ganzheitlichen Ansatz unterstützt und die künstliche Trennung von Körper und Seele überwindet. Durch den Einsatz heilender Architektur soll ein Mehrwert für das krankheitsorientierte Gesundheitssystem geschaffen werden, der Patienten und Mitarbeitenden gleichermaßen zugutekommt. Architektur wird dabei als gestaltete Umgebung verstanden, die auf den Menschen abgestimmt sein muss.
Edward Halls Konzept der Raumzonen (intim, persönlich, sozial, öffentlich) inspiriert die Schichtung der Räume. Die Architektur schafft Zonen von Rückzug und Intimität bis hin zu Offenheit und Gemeinschaft, um flexible Nutzung und aktive Aneignung zu ermöglichen. Das bestehende Fachwerk der Amtsschreibermühle wird respektiert und durch Holzrahmen erweitert, die als "schützende Hülle" neue Raumzonen schaffen. Diese Bereiche dienen sowohl der Erschließung als auch der Entspannung, Information und Reflexion.
Patient:innenzimmer sind funktional und minimalistisch gestaltet, um soziale Interaktionen außerhalb des privaten Bereichs zu fördern. Einbaumöbel aus Holz sorgen für Ordnung und ein angenehmes Raumklima, wobei Raum für persönliche Gestaltung bleibt. Ziel ist eine Umgebung, die äußere und innere Ordnung vereint und den Heilungsprozess positiv beeinflusst.
Text von Hannah Kruse.