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November / Dezember 2024

Technische Universität München

The Future of La Modelo

Beyond Panopticon Design

von Yekaterina Martinez Panina

Hochschule:

Technische Universität München

Abschluss:

Master

Präsentation:

10.10.2024

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungs­wissenschaft, Prof. Dr. Thomas Danzl

Rubrik:

Bauen im Bestand

Software:

Vectorworks, Rhinoceros 3D, Cinema 4D/Corona, Adobe Creative Cloud

Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der architektonischen und historischen Entwicklung von Panopticon-Gefängnissen, wobei der Schwerpunkt auf dem Centro Penitenciario de Hombres de Barcelona, besser bekannt als La Modelo, liegt. Diese Studie untersucht die Entstehung, Nutzung und mögliche Umnutzung solcher Gebäude und bietet einen tiefen Einblick in das Spannungsverhältnis zwischen ihrer ursprünglichen Funktion als Instrument der Überwachung und Disziplin und ihrer Bedeutung als dissonantes Kulturerbe.

In den ersten Kapiteln wird die Entwicklung des Panopticon-Prinzips, das ursprünglich von Jeremy Bentham konzipiert wurde, nachgezeichnet. La Modelo, als eines der letzten gebauten Panopticon-Gefängnisse, dient als Fallstudie, um die evolutionäre Entwicklung dieser Typologie sowie ihre strukturellen und sozialen Implikationen zu untersuchen. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die philosophischen Wurzeln des Panopticons gelegt und darauf, wie diese Prinzipien in der Architektur und Funktion von La Modelo umgesetzt wurden.

Die Untersuchung zeigt, dass La Modelo ein zweifaches Erbe verkörpert. Einerseits steht es als Denkmal für die Reformen des 19. Jahrhunderts im Bereich des Strafvollzugs. Andererseits ist es stark mit den repressiven Regimen des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Franco-Diktatur, verbunden, was ihm eine starke historische und kulturelle Dissonanz verleiht. Diese Dualität stellt einzigartige Herausforderungen für die Konservierung und Umnutzung des Gebäudes dar.

Der zweite Teil der Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung einer Umnutzungsstrategie für La Modelo. Ziel ist es, eine neue Nutzung zu finden, die sowohl den historischen Kontext des Gebäudes respektiert als auch eine positive Neuausrichtung ermöglicht. Dabei wird auf die Philosophie Friedrich Nietzsches zurückgegriffen, insbesondere auf das Konzept der ?Umwertung der Werte?, um eine Transformation des Gebäudes von einem Symbol der Unterdrückung hin zu einem Ort der künstlerischen Freiheit zu ermöglichen. Diese Neuausrichtung manifestiert sich in dem Vorschlag, La Modelo in eine Musikresidenz zu verwandeln, in der internationale Künstler sich austauschen und kulturelle Projekte entwickeln können. Besonders hervorzuheben ist der Ansatz, die Struktur des Panopticons durch eine Umkehr der Blickrichtung zu verändern: Die Beobachter werden an den Rand verlagert, während die Künstler im Zentrum stehen.

Abschließend zeigt die Arbeit auf, dass die Auseinandersetzung mit dissonantem Kulturerbe nicht durch die Musealisierung oder den Abriss der Gebäude geschehen sollte, sondern durch eine kritische Auseinandersetzung, die es ermöglicht, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen konstruktiven Dialog zu bringen?

Text von Yekaterina Martinez Panina.