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September / Oktober 2022

Fachhochschule Lübeck

Meßbergkontor

Entwurf eines Kontorhauses im UNESCO Welterbe Hamburg

von Jan Oertling

Hochschule:

Fachhochschule Lübeck

Abschluss:

Master

Präsentation:

19.01.2021

Lehrstuhl:

Bauen im Bestand Prof. Michael Locher

Rubrik:

Bauen im Bestand

Software:

VectorWorks

Geplant wird ein Kontorgebäude am Meßberg im Welterbe Hamburg. Im Übergang zur Speicherstadt und in unmittelbarer Nähe zum Chilehaus und dem Kontorhausviertel werden mit dem 5-eckigen Neubau die stadträumlichen Barrieren abgebaut und die für das Welterbe bedeutsamen wechselseitigen Abhängigkeiten der Kontor- und Speichergebäude wieder uneingeschränkt erlebbar. Die urbane Nord-Süd-Achse, die als notwendiger Beitrag zur Hamburger Stadtgeschichte vom Hauptbahnhof über das Chilehaus zur Speicherstadt führt, wird räumlich gefasst.

Zwischen dem geplanten Neubau, dem Chilehaus und dem Ballinhaus wird der Meßbergplatz als neuer Stadtplatz mit Aufenthaltsqualitäten im urbanen Kontext reaktiviert, der mit der neu geplanten Wandrahmbrücke über den Zollkanal eine angemessene Verbindung zur Speicherstadt schafft. Der neu geschaffene urbane Raum entwickelt sich über die Willy-Brand-Straße, die mit dem Projekt tiefer gelegt wird. So wird ein verkehrstechnischer Missstand behoben, da die 8-spurige Straße den Welterbebereich bisher in zwei Bereiche zerschneidet. Zudem erfährt auch die U-Bahn-Station Meßberg eine wesentliche Aufwertung, da sie nun einen städtischen Platz mit Zentrumsfunktion bedient.

Die architektonische Umsetzung des Kontorgebäudes orientiert sich an den Leitbildern des historischen Kontextes und schafft einen zeitgemäßen Beitrag zur Baukultur des Welterbes. Eine möglichst nutzungsneutrale Grundrissstruktur, die über einen ortstypischen halböffentlichen Innenhof belichtet wird, bietet optimale Bedingungen für Handel, Kultur, Arbeiten und Wohnen.

Die Geschosse werden über großzügige Treppenräume mit vorgelagerten Eingangshallen erschlossen, deren Gestaltung vertikale Sichtbeziehungen im Innenraum betont. Der Entwurf sieht eine Einteilung in 3 Fassadenzonen vor. Der Zweck gestaltet hierbei die Formgebung. Wie für Kontorhäuser typisch erstreckt sich ein einheitliches Grundraster über alle Fassadenzonen. Die Sockelzone betont mit trapezförmigen Stützen die öffentliche Nutzung. In der Mittelzone geben unterschiedlich tiefe Pilaster dem Gebäude ein charakteristisches Relief. In der Dachzone bilden Wohnnutzung und Dachgarten mit größerem Öffnungsanteil einen filigranen Abschluss. Sockel- und Dachausbildung stellen dabei eigenständige und zeitgenössische Lösungen dar, die sich im Kontext einordnen.

Ausbau- und Konstruktionsraster überlagern sich und ermöglichen eine flexible Grundrissgestaltung. Die tragende Konstruktion ermöglicht als Skelettbau ein hohes Maß an Systematisierung sowie einen schnellen Bauablauf. Holz-Beton-Verbunddecken integrieren nachwachsende Rohstoffe in die Konstruktion. Der regionale rote Klinker ergänzt das Farbspektrum des Kontorhausviertels und stärkt den Fokus auf den dunklen Stein des Chilehauses. Beständige Materialien ermöglichen einen langen Lebenszyklus und eine sortenreine Trennung.

Text von Jan Oertling.