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März / April 2025

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Wege, Wasser & Erinnerungen

Revitalisierung des Wasserschlosses Oberaulenbach

von Martin Scheer

Hochschule:

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Abschluss:

Master

Präsentation:

12.02.2025

Lehrstuhl:

Erstprüferin: Prof. Dr.-Ing. Annette Menting, Entwurfsorientierte Baugeschichte und Baukultur · Zweitprüfer: Prof. Dipl.-Ing. Tobias Wenzel, Gebäudelehre und Entwerfen

Rubrik:

Landschaftsarchitektur

Software:

Vectorworks, Rhinoceros 3D, Photoshop, Handzeichnungen

Diese Masterarbeit beschäftigt sich nicht mit der akuten Wohnungsnot in den Großstädten, findet keinen innovativen Ansatz für eine klimagerechtere Architektur und versucht gar nicht erst die viel zitierte Bauwende anzustoßen. Auch wenn diese Herausforderungen und Missstände berechtigterweise die entscheidenden Themen des heutigen Architekturdiskurses darstellen, fokussiert sich diese Arbeit auf die Gegebenheiten eines einzigen, spezifischen Ortes. Diese Einzelfallbetrachtung ignoriert jedoch nicht den gesellschaftlichen und architekturpolitischen Kontext, in dem sie stattfindet. Vielmehr zeigt sie, dass gerade die intensive Beschäftigung mit einem einzelnen, spezifischen Ort der Schlüssel sein kann, um eine architektonische Haltung zu entwickeln, die den komplexen Herausforderungen und Problemen unserer Zeit gerecht wird.

Der Ort, der betrachtet wird, ist das Wasserschloss in Oberaulenbach; ein Gebäudeensemble, gelegen zwischen Frankfurt und Würzburg. Ein außergewöhnliches Bauwerk, das trotz und wegen seiner besonderen Lage und seiner vielschichtigen Historie, droht in Vergessenheit zu geraten. Diese Arbeit versteht sich als Beitrag gegen dieses Vergessen, gegen den drohenden Verlust eines Ortes – und sucht nach Lösungen, um dem Schloss neues Leben einzuhauchen.
Aus dieser Intention gingen Analysen und Dokumentationen hervor, auf deren Grundlage ein respektvoller und wirkungsvoller Ansatz gefunden wurde, der einen Beitrag zur Revitalisierung des Wasserschlosses leisten möchte.
Die zentrale Idee des Konzepts ist die Schaffung eines Wanderwegs, der sich mit dem Thema des Wassers beschäftigt. Im ganzen Tal verstreut finden sich Spuren des Wassers, die stets im Zusammenhang mit der Geschichte des Schlosses stehen. So wurden 8 Stationen definiert, die in Orte und Artefakte des Wassers unterteilt wurden.
Die Orte des Wassers beschreiben natürliche Wasservorkommnisse im Naturraum: der Bach, die Quelle und der See. Diese sind im Gegensatz zu den Artefakten räumlich ausformulierte Strukturen auf dem Wanderweg. Sie thematisieren jeweils eine Sinneswahrnehmung, die im Zusammenhang mit einem Wasservorkommen steht. Sie isolieren und verstärken die sensorische Erfahrung, die normalerweise in der Natur mit vielen anderen Eindrücken konkurrieren muss. So sollen diese Orte einen Moment des Innehaltens und der Wertschätzung kreieren.
Die Artefakte des Wassers beziehen sich auf den menschlichen Umgang mit dem Element: die Brücke, die Wasserstelle, das Wasserrad, der Kanal und der Brunnen. Sie sprechen keine einheitliche Sprache, sie sind das Abbild einer rationalen Beziehung zum Wasser. Die Artefakte werden restauriert und wiederaufgebaut, wobei sich dabei alle Elemente an historischen Vorbildern orientieren.

Der Weg knüpft dabei an ein bereits vorhandenes Angebot der Kulturwanderwege in der Region an. Ziel ist es, ein Bewusstsein für die vielfältige Geschichte des Ortes und der Kulturlandschaft zu schaffen und das Tal mitsamt dem Schloss neu zu denken.

Text von Martin Scheer.