März / April 2025
Universität der Künste Berlin
Scheitern
Auf der Suche nach Zukunftsbildern in den Rissen der Stadt

Universität der Künste Berlin
Master
15.10.2024
Entwerfen und Stadterneuerung: Prof. Florian Summa, Prof. Anne Femmer; Gartenkultur und Freiraumentwicklung: Prof. Véronique Faucheur, Prof. Marc Pouzol; Kunst -und Kulturgeschichte: Prof. Dr. Susanne Hauser
Städtebau
ArchiCad, Adobe Creative Cloud, Blender
Misslingen, Versagen, zu Fall kommen – über Scheitern wird ungern gesprochen, da es das Eingeständnis für einen Misserfolg impliziert. Scheitern – auch wenn kontrovers gehandelt – ist Bestandteil von Städten. Ob es Bauvorhaben, Nutzungen oder Zukunftsbilder betrifft: all diese können scheitern, und das ist zunächst in Ordnung. Der Umgang mit dem Scheitern ist so unterschiedlich wie die Einschätzung dessen, wann und was als gescheitert gilt. Aber: ein Potential in (vermeintlich) gescheiterten Situationen zu finden oder in der Annahme, dass das scheinbar gescheiterte richtig sein könnte, birgt Momente für neue Möglichkeiten. Die Dialektik des Scheiterns macht es erst so spannend. Die Arbeit versucht, Scheitern als Potential zu begreifen: mit Blick auf Berlin wird deutlich, dass der Bodenvorrat erschöpft ist. Berlin hat sich verkauft. Spekulation und Privatisierung nehmen zu. Die verbleibenden Optionsflächen stehen im Konflikt, da unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen – einerseits potenzielle Bauvorhaben, andererseits der Schutz der Stadtökologie und die gerechte Verteilung von Boden. Brachflächen verschwinden aus dem Stadtbild Berlins mit Auswirkungen auf die urbane Biodiversität der Stadt. Gebäude stehen leer, bleiben verschlossen und warten auf den Abriss. Gefangen zwischen Profit und Verantwortung wird hier die Begrenztheit von Boden sichtbar und wirft Fragen nach Zukunftsbildern in den Rissen der Stadt auf.
Die Arbeit Scheitern erzählt von drei Orten in Berlin, die eine Geschichte des Scheiterns in sich tragen und hinterfragt kritisch den Umgang mit bestehender Stadtstruktur. Jenseits etablierter Planungslogiken sucht die Arbeit nach Zukünften in den Widersprüchen und Konflikten urbaner Ökosysteme. In einem ersten Teil der Arbeit geht es um die theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff des Scheiterns und um eine historische Einordnung der Orte. Durch informelle Besuche und fotografische Erkundungen konnten wir uns den Orten nähern und ihre urbanen Ökosysteme beobachten. Anhand des Dialogs zwischen Bild und Zeichnung verhandelt die Arbeit zwischen unterschiedlichen Maßstäben und versucht, in den Überlagerungen Zusammenhänge zu erkennen. Narrative werden sichtbar, die aufeinander aufbauen und das Verständnis der Orte kritisch hinterfragen. Während des Entwurfsprozesses wurden die Bilder stetig weiterentwickelt, ausgetauscht oder auch verworfen. Scheitern hinterfragt unkonventionelle Ansätze für die Zukunft der Stadt, die gerade deshalb möglich erscheinen, weil sie sowieso bereits gescheitert sind.
Ort A: Splitterflächen, Joachimstraße/Linienstraße, Berlin Mitte
Ort B: Stadtbrache, Sebastianstraße 1-4, Berlin Kreuzberg
Ort C: Parkhaus, Knesebeckstraße 72-73, Berlin Charlottenburg
Text von Kristina Hendker und Kalle Niemann.