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März / April 2025

Technische Universität Berlin

WOHN (+) MARKT

Kritische Auseinandersetzung mit dem JOANES - Wettbewerb

von Emilio Lara, Lucas Bogunovic

Hochschule:

Technische Universität Berlin

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

20.02.2025

Lehrstuhl:

FG Van Rijs, Prof Jacob Van Rijs

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Adobe, Archicad, Rhinoceros, Twinmotion, Frilo, Structural Carbon Tool

Der JOANES-Wettbewerb wurde im Oktober 2024 von der JOANES Stiftung für Studierende ausgeschrieben. Diese Stiftung gehört einer Berliner Immobiliengruppe, die sich durch ein marktorientiertes und wirtschaftlich aggressives Auftreten auszeichnet. Dieser Hintergrund sollte äußerst kritisch hinterfragt werden. Aus diesen Gründen haben wir uns entschieden, nicht am Wettbewerb teilzunehmen.

Im Rahmen des Wettbewerbes aber, haben wir einen Prototyp entwickelt, der gemeinschaftliches Wohnen über Supermärkten als Antwort auf urbane Nachverdichtung und Wohnraummangel untersucht. Das Wettbewerbsgrundstück liegt am S-/U-Bahnhof Tempelhof in Berlin. Vorgabe war, den Bestand einer bestehenden Aldi-Filiale abzureißen und einen neuen größeren Supermarkt mit Wohnfläche zu schaffen. Diese Herangehensweise wurde im Wettbewerb nicht hinterfragt. Unser Entwurf stellt den Abriss in Frage und prüft alternative Lösungen.
Wir haben die 139 Aldi-Nord-Filialen in Berlin systematisch analysiert. Die Untersuchung zeigte, dass die Filialen meist über einheitliche Typologien mit Flach- oder Satteldächern, freien Parkplätzen und keiner seitlichen Grenzbebauung verfügen. Diese Voraussetzungen haben unseren Prototypen maßgebend geprägt.
Unser Entwurf setzt auf genossenschaftliches Wohnen in modularer Bauweise. Die Wohnungen entstehen aus drei Modultypen, die man flexibel anordnen kann. Erschlossen werden sie über breite Laubengänge, die als gemeinschaftliche Begegnungszonen dienen. Gemeinschaftsräume wie Küche, Waschraum, Werkstatt sowie ein Dachgarten fördern das soziale Miteinander. Zusätzlich gibt es Coworking-Bereiche und ein öffentlich zugängliches Café. Die Fassaden passen sich den jeweiligen Standortsituationen an – je nach Ausrichtung auf Schall- oder Sonnenseite.
Die vorhandenen Parkflächen werden reduziert und in Sport- und Freizeitflächen umgewandelt.
Eine zentrale Überlegung unseres Entwurfs ist die langfristige Flexibilität: Sollte der Supermarkt künftig schließen, bleibt die Wohnstruktur bestehen. Der darunterliegende Raum kann für andere Nutzungen geöffnet werden, etwa für Märkte, Sportflächen oder zweigeschossige Neubauten.
Unsere Kosten- und CO?-Bilanzierung zeigt, dass der Erhalt der bestehenden Struktur im Vergleich zum Abriss erheblich wirtschaftlicher und ökologisch sinnvoller ist. Eine Erweiterung ohne Abriss spart Ressourcen, reduziert Emissionen und erhält die laufende Nutzung des Supermarkts, ohne den Betrieb zu unterbrechen. Unser Prototyp zeigt großes Potenzial für die nachhaltige Nachverdichtung in Berlin. Durch die systematische Überbauung von 62 geeigneten Aldi-Filialen könnten insgesamt 2.976 neue Wohnungen mit insgesamt 220.00 m² entstehen. Gleichzeitig ermöglicht unser Konzept eine Einsparung von bis zu 20.000 Tonnen CO2 im Vergleich zu einem vollständigen Abriss und Neubau, wie ihn die Stiftung vorschlägt. Unser Entwurf versteht sich als systematisch übertragbare Lösung für genossenschaftliches Wohnen über Supermärkte.

Text von Emilio Lara und Lucas Bogunovic.