März / April 2025
Von der Leere zur Gemeinschaft
Die Wiederbelebung eines Klosters in Lissabon

Karlsruher Institut für Technologie
Master
16.10.2024
Baukonstruktion Prof. Ludwig Wappner, Bau- und Architekturgeschichte Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg
Kulturbauten
Archicad, Twinmotion, Adobe Indesign, Adobe Photoshop
Der Entwurf widmet sich der Neugestaltung des ehemaligen Klosters Convento de Nossa Senhora do Desterro in Lissabon und transformiert es in ein lebendiges, durchmischtes Stadtquartier, das Gemeinschaft und Kreativität fördert. Lissabon ist seit Jahrzehnten von Leerstand geprägt, ein Phänomen, das nicht nur die Stadt, sondern auch ganz Portugal betrifft. Die wissenschaftliche Ausarbeitung der Thesis setzt sich mit diesem Thema auseinander – sowohl allgemein als auch speziell in Bezug auf Portugal und Lissabon. Aufbauend auf dieser Analyse entwickelt der Entwurf eine mögliche Strategie, um mit den zahlreichen ungenutzten Bauwerken der Stadt nachhaltig umzugehen und sie in wertvolle, belebte Räume umzuwandeln.
Das Gebäude entfaltet sich auf mehreren Ebenen und ermöglicht eine vielschichtige Nutzung, die verschiedenen Bedürfnissen gerecht wird. Das Erdgeschoss öffnet sich zur belebten Avenida Almirante Reis und beherbergt Ladengeschäfte, ein Kulturzentrum sowie eine öffentliche Werkstatt. Diese Räume beleben das Quartier, fördern den sozialen Austausch und schaffen Schnittstellen zwischen Anwohnern und Besuchern. Durch die Offenheit des Erdgeschosses entsteht eine einladende Atmosphäre, die das Kloster nicht nur als historisches Bauwerk, sondern als aktiven Bestandteil des Stadtlebens neu verankert.
Im ersten Obergeschoss befindet sich ein großzügiger Co-Working-Space, der Wohnen und Arbeiten miteinander verbindet. Er bietet Raum für kollaborative Projekte und individuelle Tätigkeiten, wodurch sich ein kreatives Umfeld entwickelt. Die Durchmischung von Arbeits- und Lebensräumen trägt zur sozialen und wirtschaftlichen Vitalität des Quartiers bei.
Im zweiten Obergeschoss, das direkten Zugang zu den Innenhöfen bietet, verschmelzen öffentliche und private Nutzungen zu einem harmonischen Gesamtkonzept. Hier treffen konsumfreie Aufenthaltsräume auf Orte des Handels und der Gastronomie, wodurch eine ausgewogene Balance zwischen Begegnung und Rückzug entsteht. Besonders ruhige, barrierefreie Seniorenwohnungen befinden sich entlang des ehemaligen Kreuzgangs. Dieser geschützte Bereich ermöglicht einer älteren Bewohnerschaft sowohl Ruhe als auch Teilhabe am städtischen Leben und fördert so die soziale Integration.
Die beiden oberen Etagen sind dem Familienwohnen gewidmet. Sie bieten geschützte Rückzugsorte für die Bewohner, während gemeinschaftliche Begegnungen bewusst unterstützt werden. Laubengänge dienen als erweiterte Wohnbereiche im Freien und verstärken den nachbarschaftlichen Austausch. Durch diese architektonische Gestaltung entstehen halbprivate Zonen, die das soziale Miteinander stärken und gleichzeitig individuelle Freiräume gewährleisten.
Die Umnutzung des Klosters zeigt exemplarisch, wie historische Gebäude in eine zukunftsweisende urbane Entwicklung integriert werden können – als Orte des Wohnens, Arbeitens und sozialen Austauschs, die eine lebendige, durchmischte Stadt fördern.
Text von Robina Carolin Behrendt.