März / April 2025
Universität Stuttgart
Panoramakäserei auf dem Schauinsland
Architektur im Dialog mit Landschaft, Tradition und Tourismus

Universität Stuttgart
Master
25.11.2024
Institut für Baukonstruktion, Prof. Dipl.-Ing. Jens Ludloff
Kulturbauten
Archicad, Rhino3D, Blender, Photoshop
Unsere Masterarbeit verbindet Architektur, Handwerk und Natur durch die Planung einer Genossenschaftskäserei im Südschwarzwald. Inspiriert von regionaler Käsetradition und nachhaltiger Landwirtschaft entstand ein multifunktionales Gebäude, das Käseproduktion, Tourismus und kulturellen Austausch vereint. Der Entwurf soll als regionales Symbol dienen, das Tradition und Innovation verschmilzt.
Das Projekt ergänzt die bestehende „Käseroute Südschwarzwald“ und fördert die regionale Wertschöpfung. Milch von ca. 15 umliegenden Höfen wird hier zu hochwertigem Bergkäse verarbeitet. Ein nachhaltiges Kreislaufsystem integriert die Verwertung von Molke in einer Biogasanlage, wodurch Energie für die Käserei bereitgestellt wird. Die Käserei umfasst Produktions- und Reiferäume, eine Museumsfläche, einen Gastronomiebereich sowie einen Shop für regionale Produkte.
Der Entwurf orientiert sich an der Topografie und Architektur des Schwarzwalds. Die Produktion ist im Erdreich positioniert, inspiriert von der traditionellen Nutzung der unteren Geschosse von Schwarzwaldhöfen. Das markante Satteldach interpretiert regionale Bauweisen neu, während Terrassierungen das Gebäude harmonisch in die Landschaft einbinden. Nachhaltigkeit ist zentral: Eine vor Ort gefasste Quelle versorgt die Produktion mit Wasser, das auch zur natürlichen Kühlung genutzt wird. Die Bauweise nutzt ein erdberührtes Raumklima von konstant 14 °C, wodurch technischer Aufwand minimiert wird.
Besondere Aufmerksamkeit galt der Materialwahl: Der Einsatz von Holz und Lehm unterstreicht die natürliche Ästhetik und verbessert die ökologische Bilanz. Holz als nachwachsender Rohstoff wurde für die Tragstruktur und Fassaden verwendet, während Lehmwände die Innenräume prägen. Diese Materialien tragen zu einem gesunden Raumklima bei und harmonieren mit der Umgebung.
Im Erdgeschoss schaffen offene Bauweisen Transparenz zwischen Innen- und Außenraum. Besucher können den Käseherstellungsprozess von einer Plattform beobachten, die Gastronomie mit Panoramablick genießen oder interaktive Ausstellungen erleben. Barrierefreiheit und flexible Raumgestaltung gewährleisten ein breites Nutzungsspektrum.
Die Kombination aus traditionellem Handwerk, nachhaltiger Energiegewinnung und moderner Architektur macht die Käserei zu einem Vorbild für ressourcenschonendes Bauen. Die automatisierte Pflege der Käse im Reifekeller und die energieeffiziente Verarbeitungstechnologie optimieren die Prozesse, ohne die handwerkliche Qualität zu beeinträchtigen. Die integrative Nutzung von Holz und Lehm sowie die energetische Unabhängigkeit durch Biogas und Quellwasser runden das nachhaltige Konzept ab.
Mit diesem Entwurf setzen wir einen neuen Maßstab für die Verbindung von Architektur, Kultur und Natur. Die Genossenschaftskäserei wird zu einem Ort der Begegnung und ein Symbol für die Authentizität und Innovationskraft des Schwarzwalds.
Text von Lennart Eugen Lieb und Marvin Burghardt.