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September / Oktober 2024

RWTH Aachen

Vom Leerstand zum Neuanfang

Potentialanalyse Galeria Karstadt Kaufhof

von Anna Kollmann

Hochschule:

RWTH Aachen

Abschluss:

Master

Präsentation:

28.08.2024

Lehrstuhl:

Juniorprofessur Rezykliergerechtes Bauen (RB) und Prof. Dr. Linda Hildebrand

Software:

Adobe Indesign, Adobe Photoshop, Adobe Illustrator, Archicad, Adobe Animate, Blender

Die Praxis des Massenneubaus, die insbesondere das 20. Jahrhundert geprägt hat, ist angesichts der heutigen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen nicht mehr zukunftsfähig. Wir müssen also beginnen, dem Bestand eine neue Wertschätzung entgegenzubringen, ihn als Ressource zu begreifen und mit der gebauten Umwelt so umzugehen, dass sie auch nach Ablauf einer vermeintlichen Nutzungsdauer eine Zukunft hat. Die Sicherung der Bausubstanz und die Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden und Bauteilen stehen dabei im Vordergrund. Das Gelingen einer solchen "Bauwende" wird entscheidend davon abhängen, ob es uns auch gelingt, verantwortungsvoll mit dem jüngeren Baubestand der Nachkriegsmoderne umzugehen. Dazu gehören neben den großen Wohnungsbauten-, Büro- und Verwaltungsgebäuden auch die Kauf- und Warenhäuser, die als prägende Typologie aus der Zeit des Wirtschaftswunders hervorgegangen sind. Gab es in den 1970er Jahren noch über tausend Kauf- und Warenhäuser in den Städten, so stehen heute viele dieser ehemaligen Konsumtempel leer oder wurden abgerissen. Auch in 2023/24 kam es zu einer erneuten Schließungswelle von Galeria-Karstadt-Kaufhof. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Chancen und Potenziale noch in den nun leerstehenden Warenhausstrukturen liegen. Wie kann eine Umbaukultur gestaltet werden, die wertschätzend mit dieser Bausubstanz umgeht und was bedeutet es, verantwortungsvoll mit dem baukulturellen Erbe der jüngeren Generation umzugehen? Diese Masterarbeit untersucht die Potentiale, die in einer partiellen Erhaltung auf Fassadenebene liegen. Ausgehend von einer kritischen Auseinandersetzung mit der Kaufhausgeschichte und einer typologischen Einordnung der von der Schließungswelle betroffenen Bestandsgebäude werden anhand von Praxisbeispielen aktuelle Strategien der Umbaukultur im Kaufhauskontext diskutiert und eingeordnet. Nach einer kritischen Auseinandersetzung wird anhand von drei Typusbeispielen der Frage nachgegangen: Was ist erhaltenswert, was ist identitätsstiftend für diese Gebäude und wie lässt sich dies mit gestalterischer Freiheit und neuen Nutzungskonzepten verbinden? Darauf aufbauend werden Strategien für eine energetische, gestalterische und konstruktive Transformation vorgeschlagen, die sich mit dem Weiterschreiben der Gebäude beschäftigen, ohne die baukulturelle Identität des Bestandes aufzugeben.

Text von Anna Kollmann.