September / Oktober 2024
Leibniz Universität Hannover
BEYOND DEMOLITION
RE.IMAGINING RE.USE
Leibniz Universität Hannover
Master
09.07.2024
Institut für Entwerfen und Städtebau - Prof. Quednau
Wohnbauten
Archicad, Rhino, V-Ray, Photoshop
Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit müssen Abrisse hinterfragt und die Erhaltungsfähigkeit bestehender Bausubstanz geprüft werden. Ein häufiger Grund für Abrisse ist laut der Baukulturstiftung die Änderung von Nutzungsanforderungen. Doch welche Alternativen gibt es, wenn ein Gebäude den heutigen Anforderungen nicht mehr genügt?
Adaptive Reuse beschreibt den Prozess der Wiederverwendung eines bestehenden Gebäudes für neue Zwecke, die von der ursprünglichen Nutzung abweichen. Dabei stellt die Umwidmung der Nutzung und das Erhalten der Bausubstanz eine Alternative zum Abriss und Ersatzneubau dar.
In unserer Arbeit geht es um die Umnutzung einer ehemaligen Feuerwache in der Calenberger Neustadt. Die Stadt Hannover plant, das Grundstück in eine drei- bis fünfgeschossige Blockrandbebauung mit Wohnnutzung zu transformieren. Zwei der Gebäude gelten als schützenswert, während die übrigen vier laut der Stadt abgerissen werden sollen. Eine Bewertung des Konglomerats zeigt jedoch, dass die Gebäude erhaltenswerte architektonische Qualitäten aufweisen und sich über Aufstockungen und Erweiterungen der Wunsch der Stadt im Bestand realisieren lässt.
Für einen Weiterbau des Areals bedienen wir uns aus einem Bauteillager, einem Gebäude welches ebenfalls im Besitz der Stadt Hannover ist und dessen Abriss bevorsteht. Die Bauteile wurden nach unserer „Strategie zur Wertschätzung des Abgeschriebenen“ kategorisiert, dokumentiert und im Weiterbau im Zusammenspiel mit neuen Bauteilen eingesetzt. Für die Umsetzung unserer Strategie haben wir eine Bauweise genauer untersucht, die aktuell am häufigsten in Hannover abgerissen wird - den Stahlbetonskelettbau. Dieser ließ sich mithilfe einer von uns erstellten Matrix in einzelne Elemente einteilen und anhand von unterschiedlichen Kategorien im Bezug auf die Wiederverwendbarkeit bewerten. Mittels eines Prototyps in Stahlbetonskelettbauweise, dem Quellobjekt, einem Bürobau der 60er Jahre, analysierten wir das vorhandene Potenzial der Bauteile. Unsere Bewertung ergab eine Wiederverwendungsquote von ≈ 85 %. Dies ergaben ≈ 7.800 m2 Nutzungsfläche und 5.076 Bauteile die dem Entwurf d es Zielobjekts zur Verfügung stehen.
Das Ergebnis ist ein städtebaulicher Entwurf, der nicht nur die Lebensdauer des Bestands verlängert, sondern auch Bauteile eines Abrissgebäudes implementiert und ihnen eine zweite Chance gibt. Die Umwidmung des Areals in flexiblen Wohn- und multicodierbaren, öffentlichen Raum erleichtert die interne Anpassungsfähigkeit und ermöglicht damit die Standzeit von den Ressourcen bedeutend zu verlängern.
Diese Arbeit ist als Entwurfsstudie mit einem Prototypen zu verstehen, der eine Methodik und Ästhetik für das Bauen mit wiederverwendeten Bauteilen aus einem Quellobjekt auf ein Zielobjekt aufzeigt. Sie bietet einen Lösungsansatz für ressourcenschonendes und emissionsarmes Bauen und und zeigt den Umgang mit Gebäuden, deren Abriss bevorsteht.
Text von Kimberly Rahn und Toni Bethäuser.