Nächstes Projekt 11/20  

September / Oktober 2024

Leibniz Universität Hannover

Umbau Kirche

Umnutzung von historischen Dorfkirchen

von Rabea Klein

Hochschule:

Leibniz Universität Hannover

Präsentation:

09.07.2024

Lehrstuhl:

ABTEILUNG ENTWERFEN UND RESSOURCEN, Prof. André Kempe

Rubrik:

Sakralbauten

Software:

ArchiCAD

Die Umnutzung von Kirchengebäuden wird angesichts des Mitgliederschwunds und des Wandels kirchlicher Strukturen in Deutschland immer relevanter. Zwischen 2012 und 2017 sank die Zahl der katholischen Mitglieder um eine Million und die der protestantischen Mitglieder um 1,8 Millionen. Dies führt zu vielen ungenutzten Sakralbauten, besonders in ländlichen Gebieten, wo die Kirchen oft das kulturelle Zentrum der Gemeinschaften darstellen. Die Landeskirche in Niedersachsen entwidmete in den letzten zwei Jahrzehnten 20 Kirchen und Kapellen, während im katholischen Bistum des Landes seit 2000 sogar 65 Kirchen profaniert wurden. Der Verfall dieser historischen Gebäude wird durch den Mitgliederrückgang, hohe Instandhaltungskosten und den Bedarf an Renovierungen weiter beschleunigt.

Diese Entwicklungen zwingen Gemeinden dazu, alternative Nutzungen für ihre Kirchen zu finden. Kirchengebäude, die einst religiösen Zwecken dienten, bieten mit ihrer Architektur, ihren großzügigen Räumen und dem reichlichen Lichteinfall großes Potenzial für eine Vielzahl neuer Nutzungen. In ländlichen Regionen gibt es jedoch bisher weniger Umnutzungsbeispiele, während Städte hier Vorreiter sind. Profanierungen sind eine Lösung, um Sakralbauten für weltliche Zwecke zu nutzen. So werden beispielsweise Kirchen in Veranstaltungsorte, Hotels oder Restaurants umgewandelt. In Rotterdam wurde eine Kirche in einen Veranstaltungsort transformiert, der internationale Stars wie die Rolling Stones und Prince beherbergte. Diese Umnutzungen zeigen, wie Kirchen zu lebendigen Kulturzentren werden können.

Die Umnutzung kann nicht nur den Verfall dieser Bauwerke verhindern, sondern auch die soziale und kulturelle Struktur der Gemeinschaften erhalten. Dies erfordert jedoch eine offene Dialogkultur und eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Denkmalpflegern, Architekten und weiteren Experten, um sowohl die Bedürfnisse der Gemeinde als auch die Einzigartigkeit und Geschichte der Kirchen zu verstehen und zu bewahren.

Es gibt verschiedene Ansätze zur Umnutzung von Kirchen. Ein Beispiel ist die Adaption, bei der eine Kirche in eine Musik- und Veranstaltungshalle umgewandelt wird. Diese Nutzung bewahrt den kulturellen Charakter des Gebäudes und schafft gleichzeitig einen Raum für Gemeinschaftsaktivitäten. Bei der Rückführung wird eine Kirche zu einem botanischen Garten transformiert, der das kulturelle Erbe mit modernen Ansprüchen an Bildung und Umweltschutz verbindet. Die Addition beschreibt die Umgestaltung einer Kirche zu einer Brauerei, die historische Traditionen mit neuen wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten vereint. Diese verschiedenen Ansätze zeigen, dass eine sorgfältige Planung und ein respektvoller Umgang mit der Architektur und Geschichte der Kirchen erforderlich sind, um ihre Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten und sie als lebendige Bestandteile des gesellschaftlichen Lebens zu erhalten.

Text von Rabea Klein.