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Juli / August 2024

Karlsruher Institut für Technologie

NaturRaum Architektur und Wattenmeer

Ein Forschungs- und Informationszentrum auf Amrum

von Nils Müller

Hochschule:

Karlsruher Institut für Technologie

Abschluss:

Master

Präsentation:

11.04.2024

Lehrstuhl:

Professur Baukonstruktion, Prof. Ludwig Wappner und Professur Architekturkommunikation, Prof. Dr. Riklef Rambow

Rubrik:

Bildungsbauten

Software:

Vectorworks, Photoshop, InDesign

Das Wattenmeer ist eine einzigartige Landschaftsform an der Nordseeküste dreier Länder, geprägt von einer hohen Dynamik und biologischen Reproduktionsrate. Es besteht aus einem Netzwerk unterschiedlicher Lebensräume, Ökosysteme und wird geformt durch die Kräfte der Natur, aber auch Kultivierungsmaßnahmen. Es ist in diversen Nationalparks geschützt und UNESCO Weltnaturerbe, die größten Gefahren bilden Klimawandel und menschliche Einflüsse. Um einen dauerhaften Erhalt zu gewährleisten ist ein konsequenter Schutz notwendig, für den die Erforschung und Information der Menschen elementar sind.

Amrum ist die viertgrößte der nordfriesischen Inseln vor der Westküste Schleswig-Holsteins inmitten des Wattenmeers. Sie wurde aufgrund der intakten Natur und der Vereinigung prägender Landschaftsformen gewählt. Der Entwurfsstandort liegt am Strandübergang Norddorf, in den Dünen, wo sich derzeit drei abgängige Bestandsgebäude befinden. Neben der Schaffung geeigneter Räume zur Information der Touristen soll Raum für die Erforschung des Wattenmeeres direkt vor Ort geschaffen werden und Natur, Forschung und Besucher zusammenbringen und den Austausch fördern.

Bei dem Entwurf wurde viel Wert auf eine sensible Einfügung in den natürlichen Kontext gelegt. Es wird ein neuer Baukörper errichtet, welcher sich typologisch an den regionaltypischen uthlandfriesischen Langhäusern orientiert. Er ist längs Richtung Nordsee ausgerichtet und teilweise aufgeständert. Das Gebäude bildet die Verbindung zwischen dem belebten Strandweg und der angrenzenden Dünen und bringt Mensch und Natur zusammen. Das Gebäude wird über die Außenanlagen mit der Umgebung verwoben, was über Terrassen und Stege geschieht, sowie der Umwandlung der Brache in ein Feuchtbiotop. Die Querachse des Gebäudes bilden drei Querhäuser mit durchgesteckten Foyers, welche auch die Erschließung des Obergeschosses aufnehmen. Das Erdgeschoss ist durch eine filigrane Pfosten-Riegelfassade aus Holz und außenliegenden öffentlichen Nutzflächen extrovertiert und ermöglicht den Kontakt zur umgebenden Natur. Dienende Nutzungen werden in vier mittigen Kernen angeordnet, welche die Grundfläche strukturieren. Es umfasst neben der Ausstellung auch Empfang, Café, Seminarräume und Wohnräume für Mitarbeiter. Das Obergeschoss befindet sich unter dem großen Walmdach, ist über die Foyers offen mit dem EG verbunden und zentral über eine Laterne belichtet. Es nimmt die nichtöffentlichen Nutzungen der Forschung und der Verwaltung auf. Beidseitig des mittleren Foyers ordnen sich die Labore der Forschung an. Das offene innenliegende Tragwerk besteht aus Holzrahmen und Trägern. Es werden regionaltypische Materialien wie Holz, Lehmputz und Reet verwendet.

Das Gebäude soll symbolischer Übergang von Zivilisation zur angrenzenden Natur, sowie ein Forum für die Vermittlung derselben sein. Es wird ein aktiver architektonischer Beitrag zur Auseinandersetzung und Sensibilisierung mit dem Thema geleistet und somit auch zu dessen Schutz beitragen.

Text von Nils Müller.