Juli / August 2024
Technische Universität Wien
Garden of Entropy
Hidden Gardens in Trieste
Technische Universität Wien
Bachelor
26.06.2024
Institut für Architektur und Entwerfen, Forschungsbereich Hochbau und Entwerfen, Senior Scientist Dipl.-Arch. Dr.techn. Lorenzo De Chiffre
Städtebau
ArchiCAD, Adobe Indesign, Adobe Premiere Pro
Die historische Hafenstadt Triest, Hauptstadt der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien, verzeichnet seit dem 2. Weltkrieg einen erheblichen Bevölkerungsrückgang. Als unmittelbare Folge davon steht eine Vielzahl von Gebäuden leer. Leider verfügen die lokalen Behörden nicht ausreichende finanzielle Mittel, um alle diese Gebäude in der Stadt zu renovieren und einer neuen Nutzung zuzuführen.
In Triest fehlt es auch an öffentlichen Grünflächen, die vom Stadtzentrum und den Vororten aus leicht zugänglich sind. Da die leerstehenden Gebäude über die ganze Stadt verstreut sind, bieten sie den perfekten Ausgangspunkt für präzise und sorgfältige Eingriffe, die der Stadt die dringend benötigte Begrünung geben können, was der Leitgedanke dieser Arbeit war.
Die beiden für diese Arbeit ausgewählten Häuser wurden um 1829 erbaut und befinden sich an der Via del Molino a Vento. Die Häuser stehen seit mindestens 15 Jahren leer, und die Natur hat ihre Spuren an den Häusern hinterlassen, da eine der Ecken nach innen eingestürzt ist und im kleineren der beiden Häuser bereits Pflanzen und Bäume wachsen. Aus dieser Beobachtung entwickelte sich das Konzept rund um das Thema der Entropie, dem Gesetz der Thermodynamik, das uns ermöglicht, zwischen Vergangenheit und Zukunft zu unterscheiden. Welches Verhältnis besteht also zwischen der Architektur, die einen „Endzustand“ darstellt, und einem Garten, der sich per definitionem in ständiger Veränderung befindet und eine ständige Anpassung erfordert?
Das Grundstück ist in drei Teile gegliedert, sowohl im Erdgeschoss als auch in den oberen Stockwerken, die den Besucher*innen die drei Zeitvorstellungen vermitteln, die die Definition von Entropie beinhaltet:
- Das größere Haus links vom Bauplatz stellt die Vergangenheit dar, mit einer Gemeinschaftsküche, sowie dem Trümmerraum, in dem die Gebäudeecke nach innen gestürzt ist und so zu einem Raum der Kontemplation wird.
- Das kleinere Haus auf der rechten Seite ist der Garten der Zukunft, der von selbst blüht, stirbt und sich ausdehnt, ohne dass der Mensch eingreifen muss. Ein kleines improvisiertes Dach und die große Ulme bieten an heißen Tagen Schatten.
- Zwischen der Vergangenheit und der Zukunft befindet sich ein kleiner Teich, der die Gegenwart repräsentiert, so dass sich Vergangenheit und Zukunft ineinander spiegeln. Er verbindet die beiden Hauptbereiche mit zwei Brücken sowie durch starke Sichtachsen und kühlt den Garten im Sommer ab.
Da es sich um einige der ältesten Häuser in dieser Straße handelt, wurde besonders darauf geachtet, dass ihr Erscheinungsbild von der Straße aus gesehen sowie ihre strukturelle Integrität erhalten bleiben. Die Bruchsteinmauern aus Sandstein aus der Karstregion in der Nähe von Triest sind daher im Inneren mit einem Stahlskelett verstärkt, das es auch ermöglicht, neue Stockwerke ohne große Änderungen an den bestehenden Mauern zu errichten.
Text von Petru Catuna-Boca.