Juli / August 2024
Technische Universität Wien
Dokumentations- und Kulturzentrum der Festung Kurul

Technische Universität Wien
Diplom
21.06.2024
Forschungsbereich Gestaltungslehre und Entwerfen, Univ. Ass. Dr. techn. Arch. Dipl.-Ing. Gerhard Schnabl
Bildungsbauten
ArchiCAD, InDesign, Photoshop
Gegenstand dieser Arbeit ist ein Zentrum, dass sich der Konservierung und Restaurierung von archäologischen Ausgrabungen und Funden widmet, die direkt vor Ort entdeckt wurden. Ziel ist es, sowohl eine öffentliche Plattform für den antiken Reichtum der griechischen Kultur zu etablieren, als auch als Ort der Erinnerung und Geschichtsbewahrung zu fungieren.
Die Burg liegt auf dem Bergrücken im Dorf Bayadi in Ordu und stammt aus der Zeit von König Mithridates VI., welcher über den Pontus und Kleinarmenien herrschte. Die Wehranlage selbst ist etwa 2.300 Jahre alt und der bedeutendste Fund war eine antike Kybele Skulptur, die 2016 entdeckt wurde. Es handelt sich um die erste Marmorfigur, die in der Türkei direkt an ihrem ursprünglichen Standort gefunden wurde.
Das Objekt geht auf die geschichtliche Vergangenheit des Ortes ein, indem es sich mit dem Kontext auseinandersetzt und eine Identifikation mit der vorhandenen Baukultur schafft. Das radial strukturierte Gebäude ist auf einer Anhöhe situiert und kommuniziert mit den Ruinen der archäologischen Ausgrabungsstätte, ohne dabei den „Genius Loci“ zu gefährden. Der Entwurf basiert auf einem Kreis mit sechzehn Sektoren und zwei ineinandergreifenden Zylindern. Der Lift ist als vertikales Element an den Hauptkörper angeschlossen und bildet einen eigenständigen Appendix.
Der Zugang zum Gebäude führt entlang eines langen Pfades, der sich schließlich in einen einladenden Gang öffnet. Der Eingangsbereich für Besucher wurde bewusst niederschwellig gestaltet, weshalb auf eine Kasse oder Garderobe verzichtet wurde. Die strukturelle Feingliedrigkeit des Dorfes spiegelt sich in der Architektur des Gebäudes wider. In verschiedenen Raumsequenzen wird die reiche Geschichte des Ortes präsentiert. Über eine Brücke gelangt man in den zweigeschossigen Ausstellungsraum, von dem aus Besucher über geschwungene Treppen in das Ober- oder Untergeschoss gelangen können. Die untere Ebene beherbergt die notwendigste Infrastruktur, einschließlich Sanitäreinrichtungen und Technikräumen. Natürliches Licht strömt durch das Oberlicht in die Ausstellungsräume und schafft eine einladende Atmosphäre, die den Fokus gekonnt auf die ausgestellten Objekte lenkt.
Die Treppenanlage führt zu einem Zwischenpodest, von dem aus Besucher eine beeindruckende Aussicht auf die erste Galerie genießen können. Die Stufen winden sich spiralförmig um den inneren Zylinder bis zur obersten Ebene, die einen atemberaubenden Rundumblick über das Tal bietet. Die Gestaltung der Fassade orientiert sich an der traditionellen Bauweise, wobei das Untergeschoss massiv und das Obergeschoss filigran gestaltet ist. Eine Holzfassade umhüllt das Gebäude wie ein textiles Geflecht und harmoniert perfekt mit der umliegenden Baukultur. Die Tragstruktur wurde bewusst offen gestaltet, um die architektonische Struktur des Gebäudes zu betonen. Die Unterzüge im Untergeschoss verlaufen einzeln entlang der Fassade bis zum Dach und verbinden die einzelnen Kreissektoren miteinander.
Text von Serkan Uzunyurt.