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Juli / August 2024

Hochschule für angewandte Wissenschaften München

Häute Morgen

Transformation der Lederfabrik Rendenbach

von Vivien Graute

Hochschule:

Hochschule für angewandte Wissenschaften München

Abschluss:

Master

Präsentation:

22.07.2024

Lehrstuhl:

Bauen im Bestand, Prof. Daniel Rudolf Hoheneder

Software:

ArchiCAD, Photoshop

2022 endete die 151 Jahre alte Geschichte der berühmten Lederfabrik Rendenbach in Trier, die letzte Gerberei in Rheinland-Pfalz. Der sich rapide verändernde Markt und der Rückgang dieses Jahrtausende alten Handwerks hinterlässt dort nun ein knapp 5000qm großes Grundstück mit historischer Bebauung.

Das Entwurfskonzept für die Umnutzung der Lederfabrik ergibt sich aus einer spannenden Abfolge an sich öffnenden und schließenden Höfen ? den Erschließungs- und Lagerflächen des ehemaligen Betriebsgeländes. Ziel des Entwurfs ist, den Charakter dieser Höfe auszuprägen und ihr Potential dafür zu nutzen, eine Durchwegung zu schaffen und eine interne Dynamik herzustellen. Somit soll das einst introvertierte Betriebsareal in ein durchlässiges, lebendiges Werksviertel transformiert werden.

Um die Durchwegung zwischen Vorder-, Zwischen- und Hinterhof zu fördern wird die Dachkonstruktion des Grubenhofs um eine Querachse gekürzt. Die dadurch entstehende, überdachte Passage verlängert die Sichtachse, die sich von der Zufahrt durch den Trockenspeicher bis über den Hinterhof hinaus in den Stadtraum erstreckt.
Die sich leicht verjüngende Durchwegung zwischen dem Grubenhof - jetzt eine Markthalle - und dem Neubau mit Werkstätten und Ateliers erhält Aufenthaltsqualität, dient der Entschleunigung und kann von den angrenzenden Nutzungen bespielt werden.
Der Neubau tritt anstelle der in den 1990er Jahren errichteten, nicht erhaltenswerten Anbauten. Mit einer Höhe von drei Geschossen begrenzt der Bau das Grundstück rückwärtig und bildet dabei gemeinsam mit den Bestandsbauten einen vor Lärm und anderen Emissionen schützenden Rahmen.
Die zu erhaltenden Bestandsgebäude haben aufgrund ihrer spezifischen Nutzungen und den vielen An- und Umbauten der letzten 150 Jahre großes Potential für eine insgesamt heterogene Nachnutzung. Um den ortsbildprägenden Charakter zu erhalten, bleiben die Hüllen aus Bruchsteinmauerwerk und die Tragwerke grundsätzlich intakt. Die Interventionen finden größtenteils innen statt: neue Lufträume, ein Eingriff ins Dach und ein neuer Besucherturm, Erschließungsmöglichkeiten wie die skulpturalen Treppen im Trockenspeicher und eine Galerie im Lohschuppen fördern die interne Dynamik und lassen neue Nutzungen wie Gastronomie, Ausstellungs- und Werkräume zu. Das Herzstück, der ehemalige Grubenhof, wird zu einer Markthalle für Kunst-, Handwerks- und Wochenmarktsituationen.
Insbesondere der Trockenspeicher wird intern reorganisiert. Die stellenweise Herausnahme der Geschossdecken schafft großzügige Lufträume in Abwechslung zu den sonst niedrigen Deckenhöhen, die nunmehr als maisonette-artige Sitznischen fungieren. Die versetzt zueinander angeordneten Lufträume fördern die internen Blickbeziehungen vom Erdgeschoss bis ins zweite Obergeschoss.

Um die neu gewonnene Qualität der Innenräume in die Hofabfolge zu überführen, wird die Erschließung der Bestandsbauten durch Vordächer und Materialwechsel in der Fassade markiert.

Text von Vivien Graute.