Juli / August 2024
Technische Universität Berlin
Matadouro - Porto
Wohnen und Arbeiten im ehemaligen Schlachthof

Technische Universität Berlin
Master
17.04.2024
CoLab, Prof. Dr. Ignacio Borrego
Wohnbauten
Vectorworks, Rhino, Affinity Suite
Der ehemalige Schlachthof liegt im Osten der Stadt Porto. Das Areal soll neu belebt werden und Räume zum Wohnen und Arbeiten, sowie öffentliche Nutzungen ermöglichen.
Dazu wurde ein Masterplan erarbeitet, der die Herstellung eines öffentlichen Raumes zur Überwindung der Höhenunterschiede im Quartier vorsieht.
Im westlichen Bestandsgebäude wird im Erdgeschoss ein Keramikatelier eingerichtet, während im Gebäude in der Quartiersmitte ein Marktplatz in der bestehenden Halle entsteht, über dem Wohnungen gebaut werden. Über der Keramikwerkstatt entsteht ein öffentlicher Platz, der an die Infrastruktur des Masterplans anknüpft.
Der Eingriff in die bestehenden Gebäude orientiert sich an der vorhandenen Struktur. Das Tragwerk im westlichen Gebäude wird zwischen die bestehenden Stützenreihen gesetzt. Im östlichen Gebäude wird das Tragwerk im Bereich der Seitenschiffe platziert, um den Charakter des Raumes zu erhalten.
Im zweiten Obergeschoss entstehen Mikroapartments, die in einen Nord- und Südbereich unterteilt sind. Die Wohnräume befinden sich auf der südlichen Seite, während auf der Nordseite großzügige Gemeinschaftsbereiche vorhanden sind.
Im dritten Obergeschoss befinden sich größere Apartments, die über eine Treppe vom zweiten Obergeschoss zugänglich sind. Der Grundriss verbindet die Nord- und Südseiten und ermöglicht so flexible Grundrissvariationen.
Die Geometrie der Fassade setzt die auditiven Einflüsse des Ortes in eine visuelle Formensprache um. Die Schallwelle dient hier als Übersetzer: laute Geräusche erzeugen starke Ausschläge, leise Geräusche flachere Kurven. Die Fassadengestaltung beginnt mit der Abbildung des Schalls.
Zur Seite der Bahn- und Autotrasse schlägt die Schallwelle stark aus, zur östlichen Seite flacht sie ab. Diese Wellenform wird in eine Geometrie übertragen und in Segmente unterteilt, die aus Keramik hergestellt werden.
Die unterteilte Geometrie gliedert sich in primäre und sekundäre Elemente. Im westlichen Gebäude wird jedes zweite Element der Primärstruktur zugeteilt, im östlichen jedes fünfte. Dadurch entstehen Zwischenräume unterschiedlicher Größe. In diesen Zwischenräumen wird im westlichen Gebäude der Schall der Autobahn durch Einschnitte hinter die Fassade geleitet, um den Geräuschpegel zu senken.
Im Ostgebäude befinden sich in diesen Bereichen die Fenster der neuen Wohnungen.
Die gewölbte Vorderkante der Keramikfassade wird weiß glasiert, die Seitenflächen erhalten eine kobaltblaue Oberfläche, als Hommage an die traditionellen Fassadenfliesen Portos.
Durch die Geometrie der Keramikelemente bietet sich je nach Blickwinkel ein anderes Bild: Frontal erscheint die Fassade weiß, von der Seite fast gänzlich blau. Die Fenster im östlichen Gebäude folgen der Logik der Fassade: Frontal sind sie gut sichtbar, seitlich betrachtet verschwinden sie jedoch hinter den Keramikkurven, was die Zweifarbigkeit und die Materialität hervorhebt.
Text von Emil Bodo.