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Juli / August 2024

Leibniz Universität Hannover

Cotonificio Cantoni - La Fabbrica della Cultura

Umnutzung einer Baumwollspinnerei am Lago di Como

von Max Passang

Hochschule:

Leibniz Universität Hannover

Abschluss:

Master

Präsentation:

22.01.2024

Lehrstuhl:

Institut für Entwerfen und Gebäudelehre - Abteilung Baukunst, Prof. Zvonko Turkal

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Archicad, Rhino, Lumion, Photoshop

Die Textilindustrie war in Norditalien während der Industrialisierung ein wichtiger Wirtschaftszweig. Viele „Cotonificios“ (Baumwollspinnereien) und Seidenspinnereien wurden in dieser Zeit gebaut.
Am Comer See in Bellano wurde das „Cotonificio Cantoni“ 1902 erbaut. Seit die Textilindustrie Ende der 1980er Jahre aus der Region abwanderte, steht der 1948 erweiterte Komplex nun leer.
Durch seine Lage direkt am Wildfluss Pioverna, teilt das im Vergleich zum Stadtzentrum überdimensionierte, 160 Meter lange Gebäude die Stadt in zwei Teile. Die Altstadt ist zum See hin orientiert; nur die Kirche und die erhaltene Piazza in unmittelbarer Nähe des Cotonificio erinnern an Bellanos Zeit als „kleines Manchester des Larios“, als das Cotonificio die Stadt prägte. Heute bildet es die Rückseite der Stadt und trennt die Altstadt vom nahe gelegenen Bahnhof mit Direktverbindung in die Metropole Mailand.
Ziel des Entwurfes ist es also eine neue Ankunftssituation für den Ort zu schaffen. Einen weiteren Anknüpfungspunkt bietet Bellanos kreative Gemeinde. Die Stadt ist stolz auf ihre Geschichte mit berühmten Schriftstellern und Künstlern und ihre kreative Community.
Ziel für die Transformation des Cotonificios ist es, den Industriekomplex in einen kreativen Treffpunkt für Bewohner und Besucher umzuwandeln, Wohn- und Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten und ein Lernzentrum für Kunst und Handwerk mit Werkstätten und Ausstellungsräumen für junge Kreative und die lokale Gemeinschaft zu schaffen. Die dreiteilige bestehende Struktur wird beibehalten, Wegeverbindungen im öffentlichen Erdgeschoss betonen die neue Rolle im Stadtraum. Durch die Öffnung der flussseitigen Fassade und die Aktivierung der bestehenden Brücke wird ein neuer Ankunftspunkt geschaffen. Die touristischen Ankerpunkte Lido, Fähranleger, Bahnhof, Altstadt und der Orrido, ein bei Touristen beliebter Wasserfall direkt hinter dem Cotonificio, werden durch das Gebäude miteinander verbunden. Es entstehen neue Wege, die den Stadtraum durchweben.
Im Inneren entstehen Lufträume und Innenfassaden, die im Kontrast zur gerasterten Tragstruktur des Cotonificio stehen. Wände dienen nur als Raumtrenner, der ursprüngliche Charakter der Produktionshallen bleibt auf der Ausstellungsebene und den Werkstattebenen durch einen offenen Grundriss erhalten. Die Obergeschosse bieten Raum für halböffentliche und private Programme. Die horizontale Erschließung der Gebäudeteile bleibt erhalten und verbindet die Lern-, Arbeits- und Wohnprogramme.
 Der hintere Teil des Gebäudekomplexes, erhält eine neue Fassade und eine Wohnnutzung. Die alten Fensteröffnungen werden zu Loggien und Galerien, die den Innenraum erhellen. So können Schulklassen in Mehrbettzimmern, Künstler in Einzelzimmern und Touristen in Doppelzimmern untergebracht werden. Die strenge Rasterstruktur der Räume wird immer wieder durch zweigeschossige Gemeinschaftsbereiche mit Galerien unterbrochen. So entsteht ein fließender Übergang zwischen Innen- und Außenraum.

Text von Max Passang.