Nächstes Projekt 13/20  

Juli / August 2024

Leibniz Universität Hannover

Bahnweg 1

Suffizienter Wohnraum auf Sylt

von Paulina Kirschke

Hochschule:

Leibniz Universität Hannover

Abschluss:

Master

Präsentation:

08.07.2024

Lehrstuhl:

Institut für Entwerfen und Gebäudelehre, Abt. Baukunst, Prof. Zvonko Turkali

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Archicad, Adobe Indesign, Adobe Photoshop, Cinema 4D

Das Projekt „Bahnweg 1 - Suffizienter Wohnraum auf Sylt“ untersucht die Minimierung von Wohnflächen auf der Insel, um dem natürlich begrenzten Raum entgegenzuwirken. Sylt ist bekannt für die enorm hohen Miet- und Kaufpreise, da diese teils sogar höher sind als in den teuersten Großstädten Deutschlands.
Die Insel besteht aus 12 Ortsteilen, wobei Westerland mit rund 9.000 Einwohner/innen das Zentrum bildet. Hier gibt es eine hohe Dichte an Parkflächen, obwohl das Konzept der 15-Minuten-Stadt definitiv anwendbar wäre, da alles was man für das alltägliche Leben benötigt im Umkreis weniger hundert Meter zur Verfügung steht. Dadurch würden einige der innerstädtischen Parkplätze obsolet werden, weshalb für diesen Entwurf einer von ihnen als Baugrundstück genutzt wird.

Das Ziel ist, durch eine „städtische Klammer“ einen harmonischeren Übergang zwischen der heterogenen Innenstadt und dem homogenen Wohngebiet zu schaffen. Durch diese Klammer entsteht eine öffentliche sowie eine private Fassade (zur Innenstadt und zur Wohngegend). Die beiden Fassaden variieren: Auf der privaten Seite gibt es Vor- und Rücksprünge, während die öffentliche Seite mit einem Laubengang gestaltet ist, der Aufenthaltsqualitäten bietet und nachbarschaftliche Begegnungen fördert.

Das Gebäude besteht aus einem Holzskelettbau, der flexible Grundrisse ermöglicht und sich an zukünftige Bedürfnisse anpassen kann. Die Geschossdecken bestehen aus Betonfertigteilen, um einen schnellen Bau zu gewährleisten und das Gebäude zusätzlich zu den massiven Kernen aussteifen. Im Zentrum des Entwurfs stehen fünf miteinander verbundene Baukörper, von denen vier im EG öffentliche Nutzungen wie Läden, Büros oder Cafés beinhalten. Der fünfte Baukörper dient als Gemeinschaftsbau für alle Bewohner/innen, mit Einrichtungen wie Veranstaltungsräumen, einer Fahrradwerkstatt, Gemeinschaftsküchen sowie Flexräumen.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Problematik der hohen Pendlerzahlen. Mehr als ein Drittel der ca. 11.000 Arbeitnehmer/innen auf Sylt pendeln. Bei Zugausfällen kommt es häufig vor, dass die Pendler/innen nach Feierabend auf der Insel „stranden“. Daher schlage ich ein Konzept vor, bei dem Arbeitgeber/innen, Pendler/innen und Bewohner/innen voneinander profitieren. Dafür gibt es Pendler-Schließfächer für persönliche Gegenstände und die Gemeinschaftsräume können spontan in Gästeschlafzimmer umgewandelt werden.

Der Entwurf fokussiert sich auf Suffizienz, indem die Wohnfläche pro Person auf durchschnittlich 33m² reduziert wird. Dies steht im Kontrast zum deutschen Durchschnitt von ca. 47m² und den knapp 65m² auf Sylt. Die Wohnungen sind modular aufgebaut und variieren in der Größe, um Einzelpersonen bis hin zu 10-Personen-Haushalten Platz zu bieten. 

Das Projekt zielt darauf ab, lebenswerten und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen, der durch Gemeinschaftsräume, nachhaltige Mobilität, Notunterkünfte für Pendler/innen und modulare Prinzipien resiliente Strukturen auf der begrenzten Insel Sylt ermöglicht.

Text von Paulina Kirschke.