Nächstes Projekt 09/20  

März / April 2024

Karlsruher Institut für Technologie

in/visible infrastructure

Energiespeicher als Schlüsselbaustein der zukünftigen Infrastrukturlandschaft

von Michael Hosch

Hochschule:

Karlsruher Institut für Technologie

Abschluss:

Master

Präsentation:

16.10.2023

Lehrstuhl:

Raum + Entwerfen, Prof. Marc Frohn und Konstruieren und Entwerfen, Prof*in Andrea Klinge

Rubrik:

Infrastruktur

Software:

ArchiCAD, Rhino, Enscape, Adobe Creative Suite

In der heutigen globalisierten Welt sehen wir uns mit gravierenden Krisen wie dem Klimawandel und geopolitischen Konflikten konfrontiert. Herausforderungen wie Umweltverschmutzung, Ressourcenknappheit und Energieabhängigkeit, werden zunehmend bedrohlicher. Die Umstellung auf 100 % erneuerbare Energien in Deutschland ist von entscheidender Bedeutung, Studien belegen die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit. Doch es scheitert an der gesellschaftlichen Akzeptanz für diese notwendige und zukunftsweisende Transformation.

Die Umstellung auf nachhaltige Energie erfordert nicht nur eine radikale Anpassung unserer Infrastruktur und effizientere Gebäude, sondern gestaltet auch unsere Landschaft neu. Dies ist sowohl eine politische und gesellschaftliche als auch eine architektonische Herausforderung. Diese Arbeit konzentriert sich auf den Wandel unserer Infrastruktur und die Integration von Energiespeichern als architektonische Typologie. Ziel ist, eine Gebäudeform zu entwickeln, die fluktuierende Energie in nutzbare Zyklen umwandelt und die Bedeutung von Energie in unserer Gesellschaft wieder ins Zentrum rückt.

Um 100 % von regenerativen Energien zu profitieren, benötigt Deutschland eine resiliente Speicherinfrastruktur. Eine innovative Option ist die Lageenergie, bei dieser Form des Speicherns kann Energie visuell erfahrbar gemacht werden.
Ein zentraler Infrastrukturknoten zwischen Energieerzeugung und -verbrauch, wie der Frankfurter Kopfbahnhof, bietet einen sichtbaren und im Mittelpunkt der Gesellschaft stehenden Standort. Der Lageenergiespeicher reagiert auf die fluktuierenden Phasen der regenerativen Energieerzeugung und übersetzt diese in eine sich immerzu ändernde Raumkonfiguration, die außerdem Platz für vielfältige Aktivitäten und Programme bietet.

Der Entwurf erstreckt sich, mit einer Gesamtgröße von 240 m x 100 m und einer Höhe von 120 m, über das Gleisfeld des Frankfurter Kopfbahnhofs. In seinem Inneren gibt es 10 baugleiche Lichthöfe, in denen 1920 Gewichte zur Lageenergiespeicherung auf und ab bewegt werden. Diese Gewichte, variieren in ihrer Nutzung, Masse und Eigenschaft. Re-Use und „Abfall“ Materialien wie Abbruchziegel, Altholz, Regenwasser, Gabionen mit Bauschutt und Pflanzen dienen als notwendige Masse, wobei Pflanzen fast die Hälfte der Blöcke ausmachen und eine hängende Parklandschaft schaffen. Die zufällige Anordnung bzw. die Bewegung der Gewichte schafft eine sich ständige veränderbare Landschaft von Lichtverhältnissen, Schatten, Blickbeziehungen und Zugangswege.

Der Entwurf zeigt die Schnittstelle zwischen Überschuss und Mangel inmitten der Gesellschaft und bietet eine architektonische Möglichkeit, Energie mithilfe von Lageenergie über bestimmte Zeiträume zu speichern und die fluktuierenden Eigenschaften erneuerbarer Energien in räumliche Zyklen zu übersetzen und diese Erfahrbar und sichtbar zu machen, um die Akzeptanz zu fördern und das Verständnis für notwendige Transformationen zu schärfen.

Text von Michael Hosch.