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März / April 2024

Universität Innsbruck

The Parliament of Thresholds

Schwellenorte zum Kennenlernen neuer Perspektiven

von Thomas Kasseroler

Hochschule:

Universität Innsbruck

Abschluss:

Master

Präsentation:

13.10.2023

Lehrstuhl:

Institut für Gestaltung, studio 2; assoz.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Eric Sidoroff

Rubrik:

Landschaftsarchitektur

Software:

Rhino, Archicad, Adobe

In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen.

Der Schwedenplatz verwandelt sich zum Platz der Pressefreiheit, einem Ort der als Symbol der freien Meinungsäußerung dient. Durch seine Platzgestaltung, die durch das Verschmelzen der fünf Parlamentstypologien entsteht, bilden sich viele kleine Räume, die den großen Platz gliedern und auf einen menschlichen Maßstab herunterbrechen. Schließlich soll das Kennenlernen neuer Perspektiven auf zwischenmenschlicher Ebene passieren, wofür eine Architektur essenziell ist, die sich auch am Maßstab des Menschen orientiert. Auf ihm soll das Haus des Journalismus entstehen, das diesen in die Mitte der Gesellschaft bringt, seine journalistischen Prozesse und seinen gesellschaftlichen Wert erfahrbar, begreifbar und erlebbar macht. Nur ein paar Meter weiter, am Donaukanal steht eine kleine Pop-Up-Journalismusredaktion. Sie steht während den Arbeitszeiten der Bevölkerung offen zugänglich und lädt ein, mit Journalist:innen in Kontakt zu treten und ihre Arbeit, sowie den Entstehungsprozess von (Qualitäts-) Journalismus kennenzulernen.

Der Wandelgang, ein runder, überdachter Baukörper legt sich zwischen die beiden Donaukanalufer, ohne dabei jedoch eines der beiden zu berühren. Der Weg im Inneren, der Wandelgang, wird gebildet aus zwei exzentrischen Kreisen, die ihm eine variable Breite verleihen: an der breitesten Stelle bietet er Platz für mehrere Menschen um nebeneinander gehen zu können, an der engsten Stelle ist er jedoch gerade so breit, dass eine Person durchgehen kann. Diese räumliche Verengung führt dazu, dass an eben dieser Engstelle die Beziehung zur Person die neben einem geht hinterfragt werden muss.

Die Insel der 1001 Meinungen ist eine performative Installation, die die unterschiedlichsten Meinungen in unserer Gesellschaft erlebbar macht. Als buntes, lebendiges Lichtermeer steht sie repräsentativ für die Meinungsvielfalt in unserer Gesellschaft.

Zusammengehalten werden alle diese Elemente von den Urban Parliaments, kleine räumliche Interventionen, welche das Kanalufer über das Wasser hinweg erweitern. So wird der Stadtraum aus einer Perspektive erlebbar gemacht, die zuvor nicht zugänglich gewesen ist. Die Entwürfe interpretieren die sich bereits in der Platzgestaltung wiederfindenden Parlamentstypologien und schaffen Bewusstsein dafür, welchen Einfluss unterschiedliche Raumkonfigurationen auf soziale Beziehungen haben können.

Text von Thomas Kasseroler.