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März / April 2024

Technische Universität München

Transformation nationalsozialistischer Architektur.

Das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.

von Johannes Pöllner

Hochschule:

Technische Universität München

Abschluss:

Master

Präsentation:

10.04.2024

Lehrstuhl:

Professur für Urban Design _ Prof. Dr. Sc. ETH B. Boucsein

Rubrik:

Städtebau

Software:

ArchiCAD, Word

Das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ist eines der größten, zusammenhängenden, baulichen Zeugnisse des Nationalsozialismus in Deutschland. Nürnberg wurde 1933 zur „Stadt der Reichsparteitage“ ernannt und dadurch zur Austragungsstätte des jährlichen Parteitages der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei). Ein Areal im Südosten Nürnbergs (heute ehemaliges Reichsparteitagsgelände und der Stadtteil Langwasser) wurden dafür bis 1941 vom Architekten Albert Speer überplant.
Die heutige Bezeichnung als „ehemaliges Reichsparteitagsgelände“ stellt die relativ kurze Phase des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt. Entscheidend hierfür ist die politische Erinnerung und die strakte Überformung während des NS-Regimes. Dennoch handelt es sich um ein Gelände, welches von zahlreichen Akteuren geformt und in den heutigen Zustand gebracht wurde. Verschiedene Planungen überlagern sich und führen zum komplexen Gelände in der Gegenwart. Mit seinen historischen Schichten stellt es ein einmaliges Beispiel für die Architektur und Stadtplanung des 20. Jahrhunderts dar. Vom Geist der Jahrhundertwende und der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus bis zur Gegenwart manifestierten sich im Areal um den Dutzenteich. Wie bei einem Palimpsest, lassen sich Einflüsse und Gegebenheiten aus den unterschiedlichen Zeiten ablesen.
Besonders deutlich wird der gesellschaftliche Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus. Die enorme Dimension des nationalsozialistischen Reichsparteitagsgeländes sorgt später für eine Zerteilung des Gesamtgeländes in einzelne Projektbereiche und Nutzungen.
Der Entwurf hat zum Ziel, Potentiale zu erkennen und weiterzuentwickeln. Es wird nicht ein Gesamtplan für das Gelände entwickelt, sondern Einzelmaßnahmen zur Stärkung individueller Fragmente. Die zeitgemäße Nutzung soll die vielen Schichten der Vergangenheit für zukünftige Generationen erhalten. Des Weiteren stellt die Dissonanz des Denkmals eine Herausforderung dar. Bauwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus dürfen nicht zu Pilgerorten oder Stätten des Rechtsextremismus werden, sollen aber als Zeugnisse erhalten bleiben. Gerade diese Orte erhalten durch ihre Historie eine wichtige Rolle als Lernort und als Ort der Aufarbeitung. Aufgabe ist daher, die Potentiale weiter zu denken. Der Verfall der Anlage muss gestoppt und der Status quo gesichert werden. Die notwendigen Maßnahmen bieten eine Chance zur Weiterentwicklung. Ziel ist, Bildungsarbeit am Ort des Geschehens zu leisten und die Nutzungen auch für zukünftige Generationen zu erhalten.

Text von Johannes Pöllner.