Neuer Impuls für nachhaltige Architekturlehre: Gründung des A4F-Hochschulnetzwerks
Die Bauwende nimmt Fahrt auf: Mit dem Netzwerk „Gemeinsam für die Bauwende“ fördern Lehrende führender deutscher Hochschulen das nachhaltige und sozial gerechte Bauen in der Architekturausbildung – für eine zukunftsfähige Baukultur.
Im Sommer 2024 entstand das Hochschulnetzwerk „Gemeinsam für die Bauwende“. Es versammelt 42 Professor*innen und Mitglieder des Vereins Architects 4 Future (A4F) von deutschen Universitäten und Akademien für Architektur, Raumplanung und Landschaftsarchitektur. Prof. Linda Hildebrand (RWTH Aachen) und Prof. Jan Kampshoff (Peter Behrens School of Arts) stellten die Initiative erstmals auf dem Nachwuchsarchitekt*innentag 2024 vor. Ziel des Netzwerks ist es, nachhaltiges Bauen fest in der Lehre zu verankern, um Studierende zu befähigen, aktiv zur Bauwende beizutragen.
Für Prof. Elisabeth Broermann von der TU Berlin ist diese Vernetzung entscheidend: „Architektur ist heute viel politischer, als viele meinen. Wir Planenden müssen uns dieser Verantwortung stellen, die Hebel kennen und sie auch den Studierenden vermitteln. Sie sind dabei wesentlich weiter, als es die aktuelle Lehre an den Hochschulen abbilden und leisten kann.“
Vernetztes Wissen
Die erfolgreiche Ringvorlesung „Gemeinsam für die Bauwende“ im Sommer 2024 legte den Grundstein für die Gründung des Netzwerks. Dabei wurden die Studierenden an die „10 Forderungen für eine Bauwende“ der A4F herangeführt. 14 Hochschulen und Universitäten trugen ihr Wissen über nachhaltiges Bauen in einer strukturierten Gesprächsreihe zusammen – jede Veranstaltung widmete sich einer A4F-Forderung. Die Vorlesungen behandeln Themen wie nachhaltige Materialwahl, Kreislaufwirtschaft, Klimaresilienz und die soziale Verantwortung der Architektur, einschließlich der Energiewende und des Erhalts von Bestandsbauten.
Von Träumen zu Taten
Die Umsetzung nachhaltiger Prinzipien in der Lehre zeigt sich eindrucksvoll an Arbeiten, die an den Lehrstühlen der Gründungsmitglieder des Netzwerks entstanden sind. Im „ZukunftBau“ Pop-up-Campus entwickelten Studierende Prototypen für Wand- und Dachaufbauten aus Papierwerkstoffen – ein Projekt der RWTH Aachen unter der Leitung von Prof. Linda Hildebrand. An der Leibniz Universität Hannover initiierten sieben Studentinnen das „Abrisskollektiv“ unter Leitung von Prof. Tim Rieniets. Auf ihren Recherchen baut der „Abriss-Atlas Deutschland“ auf, der das Abbruchgeschehen in Hannover und Umgebung dokumentiert. Ein weiteres Beispiel sind die „Interimistischen Interventionen“ für Morschenich-Alt, geleitet von Gastprofessor Jan Kampshoff, die sich mit temporären Architekturen im verlassenen rheinischen Braunkohlerevier befassen. Der Zusammenschluss aus Lehrenden der A4F plant weitere Formate und Veranstaltungen ab dem Sommersemester 2025, um Nachhaltigkeit als festen Bestandteil in der Lehre zu etablieren.
Am Wendepunkt
Das Jahr 2024 markiert eine historische Schwelle: Laut EU-Klimadienst Copernicus wird die Erderwärmung die 1,5-Grad-Grenze dieses Jahr überschreiten. Das unterstreicht die Dringlichkeit nachhaltiger Veränderungen in Planung und Bau. Der Fokus auf Bestandsbauten, ressourcenschonende Materialien und eine stärkere Interdisziplinarität sind zentrale Aspekte einer zukunftsfähigen Baukultur. Mit der Gründung des Netzwerks „Gemeinsam für die Bauwende“ setzen die Hochschulen ein deutliches Signal: Der Wandel muss jetzt beginnen. Die Architekturlehre soll zur Basis einer zukunftsfähigen Baukultur werden, die Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernimmt.