Bauen in Zeiten des Klimanotstands: Das Natural Building Lab wird fünf

An der Schnittstelle zwischen Lehre, Forschung und Praxis sieht das NBL (Natural Building Lab) seine Mission darin, eine zukunftsfähige Baukultur für eine postfossile Gesellschaft zu gestalten. Mit einem Symposium und einer Ausstellung lässt das Fachgebiet die letzten fünf Jahre an der TU Berlin Revue passieren.

Konstruktives Entwerfen und klimagerechte Architektur: Unter diesem Titel forscht und lehrt das Natural Building Lab zu klima- und ressourcenangepassten Bausystemen, erneuerbaren und wiederverwendbaren Naturbaustoffen und Low-Tech-Lösungen. Durch inter- und transdisziplinäre Kooperationen erhalten hier Studierende die Chance, über den universitären Tellerrand hinwegzuschauen und ihre Fähigkeiten in DesignBuild Projekten und Reallaboren auszutesten. Damit möchte das NBL den dringend notwendigen Wandel in der Bauwirtschaft herbeiführen. Denn der Rahmen, in dem die Branche heute agiert, sprengt die planetaren Grenzen. Angehende Architekt*innen sollen deshalb das Bewusstsein dafür entwickeln, dass es im Angesicht der Klimakrise nicht so weitergehen kann wie bisher.

Stimmen von Studierenden, Forschenden und Gästen

In einem Symposium reflektierten die Mitglieder des NBL am letzten Donnerstag die Entwurfsstudios, DesignBuild Projekte, Seminare, Abschlussarbeiten und Forschungsprojekte der letzten fünf Jahre. Auch die nächste Generation kam zu Wort: In drei Sessions gab es jeweils einen Beitrag von Studierenden oder jungen Absolvent*innen des NBL, einen Einblick in die Forschung und einen Input eines Gasts, der neue Impulse in den Dialog einbrachte. Anschließend diskutierten die Vortragenden ihre unterschiedlichen Positionen.

Unter dem Titel „Bauwende = Berufswende?“ sprachen in der ersten Session Karin Hartmann über die notwendige Berufswende, die Absolventen Leon Klaßen und Lukas Wichmann über das Projekt Infozentrale am Vollgutareal und Kim Gundlach über die SBE22 Konferenz und die zugehörige Studierendenkonferenz. In der anschließenden Diskussion ging es um die beruflichen Wege, die man nach dem Studium einschlagen kann. Dabei wurde unter anderem auf die Handlungsspielräume in der Verwaltung hingewiesen, wo man als Planender viel bewirken und erreichen könne.

In der zweiten Session drehte sich alles um das Thema „Ressourcen angepasster Bausektor“. Zuerst beleuchtete Wohnwendeökonom Daniel Fuhrhop die Potenziale unseres Wohnraumbestandes. Hannah-Lena Reum und Johann Kurz berichteten von ihrer Bachelorarbeit Spreewatch, in der sie kreislauffähige Gebäude mit wiederverwendeten Materialien für drei Berliner Wasserrettungsstationen entwarfen. Zuletzt gewährte Julian Mönig Einblicke in das Forschungsvorhaben upMIN100, das die Anwendung von mineralischen Bau- und Abbruchabfällen in Lehmbaustoffen untersucht.

Die Session „Architekturlehre & Reallabore“ legte den Fokus auf einen der Schwerpunkte des NBL: die praxisnahe Lehre. Beiträge leisteten Peter Fattinger von der TU Wien mit seiner langjährigen Erfahrung mit DesignBuild Projekten, Gabriel Banks, Feia Nehl, Felix Frankowiak und Ariann Schwarz mit dem Entwurfsstudio Re:treat Döschnitz sowie Sina Jansen mit dem Reallabor des TU Museumspavillions. Im Gespräch betonten die Vortragenden, wie wichtig es sei, die starre Grenze zwischen Universität und Praxis aufzulösen, um so der Gesellschaft den universitären Wissensspeicher zugänglich zu machen.

Gegen Styrodur und für das Treppensteigen

In ihrer abschließenden Keynote ließ das Kernteam des NBL, Prof. Eike Roswag-Klinge, Matthew Crabbe und Nina Pawlicki, Erinnerungen der letzten fünf Jahre aufleben. Ob beim gemeinsamen Besuch von Fridays for Future Demonstrationen, bei begehrten Lehmbau-Workshops, beim Fahrradfahren als Critical Mass, beim Aufbau einer neuen Werkstatt in der Ackerstraße in Berlin-Mitte oder beim Siebdrucken von T-Shirts mit dem unverkennbaren NBL Logo: Das kollektive, selbstorganisierte Arbeiten stand stets im Vordergrund.