Postfossile Perspektiven : Studentische Arbeiten auf der sbe22 Berlin Conference

Im September 2022 fand in Berlin die „Sustainable Built Environment D-A-CH Conference sbe22 berlin“ statt, die baunetz CAMPUS als Medienpartner begleitete. Eine Besonderheit der großen Nachhaltigkeits-Konferenz war die integrierte „Student Conference“, in der Studierende ihre ausgewählten Projekte präsentieren und zur Diskussion stellen konnten.

Zwei Fachgebiete, das „Natural Building Lab NBL“ von Prof. Eike Roswag-Klinge und „Habitat Unit“ von Prof. Dr. Elke Beyer der Technischen Universität Berlin riefen im April 2022 Studierende im deutschsprachigen Raum und darüber auf, ein Abstract ihres laufenden oder älteren Studienprojektes einzusenden. In 250 Worten mussten die eingereichten Projekte ihre Beschäftigung mit dem postfossilen Bauen erklären. Ziel dabei war es, eine Auswahl der Arbeiten zu treffen, die im Rahmen „Student Conference“ am 21. September 2022 vorzustellen waren.

Wissenschaftliche Kontextualisierung

Bei den eingegangenen Projekten ergab sich ein breites Spektrum von architektonischen Entwürfen, Materialuntersuchungen und theoretischen Arbeiten. Ein Komitee zusammengesetzt aus Lehrkräften, jungen Forschenden und Studierenden wählte nicht nur die Arbeiten aus den ursprünglichen Abstracts aus, sondern begleitete auch eine weitere Ausarbeitung der Projekte und eine wissenschaftliche Kontextualisierung mit dem aktuellen Status quo der Forschung. Hierbei fand eine thematische Einordnung in die drei Oberbereiche „Transformative spaces – Experimental Large-scale projects“, „Material flows and commoditiy chains“ sowie „Design and Process – reduce, Reuse, recycle“ statt. Insgesamt kamen von 35 Einreichungen 20 aus zwölf verschiedenen Universitäten in die engere Wahl.

Mehrstufiges Verfahren bis zur Präsentation

Mit direktem Feedback in Form von Kommentaren und Hilfestellungen gaben die Komiteemitglieder den Studierenden Anhaltspunkte zur Weiterentwicklung. Idee des mehrstufigen Verfahrens war es, den Studierenden einen niedrigschwelligen Einstieg zu bieten, ihr Wirken schrittweise in einen tiefergreifenden wissenschaftlichen Rahmen zu integrieren – mit professioneller Begleitung. Dabei legten die Verantwortlichen trotzdem großen Wert darauf, dass der Entwicklungsprozess so non-hierarchisch wie möglich ablief.  Als Endergebnis konnten die Teilnehmer*innen im September ihre überarbeiteten Projekte in Form von Plakaten und ausführlicheren Texten auf der „Sustainable Built Environment D-A-CH Conference sbe22 berlin“ vor- und ausstellen. 

Aus den drei thematischen Kategorien erhielt jeweils eines der vorgestellten Projekte eine Auszeichnung. Aus der Kategorie „Transformative spaces – Experimental Large-scale projects“ stach das Projekt „revierBunt“ heraus. Studierende von der RWTH Aachen entwarfen Nachnutzungsszenarien für die riesigen Gebäudemassen der rheinischen Kraftwerke nach dem Ausstieg aus der Braunkohleverstromung. Die im Block „Design and Process – reduce, Reuse, recycle“ angesiedelte Arbeit „Architecture as a living system: towards a regenerative design“ versucht, die gebaute Umwelt analog zu einem lebenden System zu verstehen. Viktoria Bacheva von der TU Delft entwickelte ein Chart, mit dem man die Interaktionen der menschlichen, nichtmenschlichen und architektonischen Sphären und deren ökologische Wechselwirkungen untersuchen kann. Abhinav Thakar von der TU Berlin konnte das Komitee mit seiner theoretischen Masterthesis „Lehmbaukultur und ihre Vorurteile“ überzeugen. Er untersucht, wie der Kolonialismus in Westeuropa Vorbehalte gegen irdene Architektur schuf. Die Thesis gewann in der Kategorie „Material flows and commoditiy chains“.