Januar / Februar 2025
Bauhaus-Universität Weimar
Zwischen den Gleisen
Lehm und Holz für ein Stadtquartier auf dem alten Güterbahnhof Leipzig-Plagwitz

Bauhaus-Universität Weimar
Master
16.10.2024
Entwerfen und Raumgestaltung | Professor José Mario Gutiérrez Marquez; Stadt Raum Entwerfen | Jun.-Prof. Dorothee Rummel
Städtebau
ArchiCad, Adobe Creative Cloud, Autodesk Netfabb
Der Entwurf „Zwischen den Gleisen“ plant ein nachhaltiges Stadtquartier im Leipziger Stadtteil Plagwitz, auf dem Gelände des ehemaligen größten Industrieverladebahnhofs Europas, der 1873 von Karl Heine gegründet wurde. Nach der Stilllegung verfielen die Strukturen und das Areal verwilderte, während Initiativen die Fläche parkähnlich gestalteten.
Nachdem die Stadt den Kauf des Grundstücks abgelehnt hatte, ging es in die Hände eines privaten Investors. Erste Abrissarbeiten führten zu Protesten von Bürgerinitiativen und Anwohner:innen, die den „grünen Bahnhof Plagwitz“ schützen wollten. In einem langen Beteiligungsverfahren wurde ein Kompromiss erarbeitet, der den Rahmen für die zukünftige Entwicklung festlegt.
„Zwischen den Gleisen“ verbindet die historische Identität des ehemaligen Industrieverladebahnhofs mit den Anforderungen einer nachhaltigen Zukunft. Der Entwurf setzt auf ressourcenschonendes, zirkuläres Bauen und die Umnutzung von erhaltenswertem Bestand, um eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen. Die leerstehende Güterhalle wird für Atelierräume und eine „Küche für alle“ genutzt, während das Quartier durch die Integration der natürlichen Wildnis Biodiversität fördert.
Das autoarme, fußgänger:innenfreundliche Wohnquartier umfasst gewerbliche und öffentliche Nutzungen wie Gesundheitseinrichtungen und eine Kindertagesstätte. Ein Bürogebäude in Holzskelettbauweise bildet als Hochpunkt den Eingang des Quartiers und ist so entworfen, dass es später zu Wohnraum umgenutzt werden kann. Die Materialwahl orientiert sich an der Geschichte des Güterbahnhofs: aus Abrissmaterial gewonnene Ziegelsteine, tragender Lehmstein und Holz übersetzen die industrielle Vergangenheit in zeitgemäße Architektur.
Drei zentrale Platzsituationen – ein denkmalgeschütztes Musikhäuschen, ein schützenswerter Baumbestand („Die Oase“) und ein historischer Wasserturm („das Herzstück“) – prägen das Quartier. Die Verwendung von tragendem Lehmstein in den Wohngebäuden ist nicht nur innovativ und Vorbild für nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen, sondern schafft auch ein gesundes und natürliches Wohnklima. Eine Laubengangerschließung sorgt für ein vielfältiges Miteinander verschiedener Einkommens- und Altersgruppen.
Text von Maxim von Helden und Nicola Kähler.