Januar / Februar 2025
Universität Stuttgart
Urbanes Biotop
Freiraumgestaltung für eine nachhaltige Stadtidentität

Universität Stuttgart
Master
12.11.2024
Städtebau Institut, Fachgebiet Freiraumgestaltung, Prof.in Ulrike Böhm
Städtebau
Vectorworks, Adobe InDesign/-Photoshop, Rhino, Lumion
Die Großwohnsiedlung Stuttgart-Freiberg, ist ein typisches Beispiel für städtebaulichen Visionen des sozialen Wohnungsbaus der 60er/70er-Jahre. Als Antwort auf die Nachkriegs-Wohnungsnot vereint das Patchwork unterschiedlichste Gebäudetypologien – vom Einfamilienhaus bis zur Wohnmaschine.
Die Siedlung ist heute durch ungenutzte Freiräume, eine mangelnde soziale Vernetzung und das Fehlen einer klaren Identität geprägt. Sie wird durch einen integrativen Ansatz transformiert, der die modernen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Klimaresilienz, sowie soziale Interaktion und Teilhabe verknüpft.
1. Vernetzung:
Die Verbindung der Stadtteilzentren Rot, Freiberg und Mönchfeld wird reaktiviert und das ursprüngliche Freiraumkonzept aufgegriffen. Durch die soziale Vernetzung wird der Austausch zwischen den verschiedenen Bewohner*innengruppen gefördert und das soziale Gefüge gestärkt. Die räumliche Vernetzung durch die Gestaltung des Freiraums schafft Begegnungszonen und Orte für interaktive Aktivitäten. Gleichzeitig werden niederschwellige Angebote für „Alle“ geschaffen, was die Inklusion fördert. Es entsteht eine einzigartige Stadtteilidentität.
Eine Stadtteil-App fördert den Austausch innerhalb des Stadtteils und dient als Plattform für die öffentliche Kommunikation, auch über die Grenzen Freibergs hinaus.
2. Verankerung:
Die fehlenden Querverbindungen durch den Stadtteil werden ergänzt und gezielt ausformuliert. Sie schaffen eine enge Verknüpfung von Ort und Identität. Durch den Anschluss an bestehende Wanderwege wird der Stadtteil nahtlos in das regionale Wegenetz integriert.
Die Grünflächen zwischen den Hochhauszeilen werden neu zoniert, um eine klare Abgrenzung zwischen öffentlichen und privaten Freiflächen zu schaffen. Durch eine naturnahe Gestaltung greift der Raum die Verbindung von Stadt mit Natur auf und passt sich zugleich an zukünftige Klimaereignisse an. Die Zusammensetzung unterschiedlicher Bepflanzungsfelder resultiert in einem Patchwork aus Biodiversitätsflächen, die sowohl ökologisch wertvoll als auch kulturell in der Region verankert sind. Die aktive Förderung der Artenvielfalt steht dabei im Mittelpunkt.
3. Transformation:
Das bestehende Patchwork des Stadtteils wird durch ein neues Patch ergänzt, dass den Anforderungen des heutigen Wohnungsmarktes gerecht wird. Neue Wohnkonzepte und Typologien fördern eine vielfältige Nutzungsmischung, welche unbelebten Freiräumen entgegenwirkt.
Die Neustrukturierung des Bereiches um den Kaufpark zielt auf eine umfassende Transformation durch die Öffnung der Passagen und die Umgestaltung der Freiflächen. Der einstig nur dem Konsum gewidmete Ort erhält durch kreative und handwerkliche Angebote eine zusätzliche Nutzung.
Durch die Mischung von menschlichem Lebensraum mit dem Lebensraum für Pflanzen, Tiere und andere Organismen entsteht ein zukunftsfähiger, klimaresilienter Stadtteil. Ein „Urbanes Biotop“.
Text von Ines Neuendorf.