Januar / Februar 2025
Technische Universität Graz
Freistadt Lehmzunge
eine Aufarbeitung des Lehmabbaus im Münchner Osten

Technische Universität Graz
Diplom
22.10.2024
Raum und Gestalt, Alexander Lehnerer
Städtebau
Illustrator, Rhino, Handzeichnung
Wie begreift man eine durch den Lehmabbau veränderte Landschaft? Welche Konsequenzen können zurückverfolgt werden und wie sind diese zukunftsorientiert zu betrachten?
Folgende Fragen leiten das Ausmalen einer Welt fern der idyllischen Utopie. Vielmehr wird die Verschmelzung zwischen Architektur und Landschaft, bzw. die Architektur als Folge der natürlichen Ausbeute zugunsten des Wachstums der urbanen Stadt erforscht. Die analoge Zeichnung dient als architektonisches, gleichermaßen als archäologisches Werkzeug. Die erzeugten Bilder erzählen von einer Geschichte, die eine alternative Auseinandersetzung mit dem Gebiet ins Leben ruft. Der Münchner Osten umfasst diesen Schauplatz.
Die Stadt München ernährte sich vom nah gelegenen Lehmvorkommen und erfuhr im Gegenzug große Expansion. Es wuchs abseits der natürlichen Grenzen der Schotterterrassen und der Isarhangkante. Nun vollzog sich das systematische Abgraben des Materials und die Landschaft war nicht wiederzuerkennen. Die Prozesshaftigkeit des Gebietes lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: von Ackerland zu Ziegelland zu Bauland. Doch wie geht es weiter? In den Strukturen und Abläufen der hungrigen Industrie verankert, bewilligte die Architektur die Transformation in Form von Ziegeleien. Dabei wurden als Konsequenz Lebenssituationen erweckt, die neue Architekturen benötigten.
In den hinterlassenen Lehmgruben fand sich billiger Lebensraum wieder, der vor allem der Unfruchtbarkeit des Bodens geschuldet war. Einkommensschwache Menschen eigneten sich diese Grundstücke an und lebten in selbstgebauten Herbergen. Andererseits fielen die Grundstücke vermehrt den Immobilienspekulanten zum Opfer.
Die Forschung zur tatsächlichen urbanen Entwicklung der Stadt auf dem Gebiet der Lehmzunge führt zur eigenen Spekulation einer davon entfremdeten Realität, die sich den eigenen Architekturen der Ziegeleien und Herbergen widmet. Die überspitzte Ableitung und Verlängerung der Strukturen reagiert auf die topographische Landschaftsformung des Ressourcenabbaus. Hier leben die Menschen der Lehmzungenstadt.
Text von Stefan Schenkel.