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Januar / Februar 2025

Universität der Künste, Berlin

Berlin wild Ecologies

Ökointegrative Architektur

von Emanuel Eder, Felix Schuschan

Hochschule:

Universität der Künste, Berlin

Abschluss:

Master

Präsentation:

17.10.2024

Lehrstuhl:

Institut für Entwerfen und Stadterneuerung: Prof. Anne Femmer, Prof. Florian Summa, Institut für Gartenkultur und Freiraumentwicklung: Prof. Veronique Faucheur, Prof. Marc Pouzol, Fachgebiet Ökohydrologie & Landschaftsbewertung: Dr. Thomas Nehls

Rubrik:

Städtebau

Software:

Adobe Creative Cloud, ArchiCad, Blender, CloudCompare, QGis, Rhino

Die Masterarbeit Berlin Wild Ecologies untersucht das öko-integrative Bebauen von Brachflächen in Berlin und verfolgt dabei einen experimentellen, offenen Ansatz. Ziel ist es, eine nachhaltige Koexistenz von menschlicher Nutzung und bestehenden Ökosystemen auf städtischen Brachflächen zu ermöglichen.

Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel, die jeweils durch zentrale Darstellungen  Stadtkarte, Bebauungsplan und architektonische Renderings  ergänzt durch Graphen, Zeichnungen und Texte veranschaulicht werden. Die Kapitel bewegen sich vom städtischen Maßstab hin zu architektonischen Lösungen.

Kapitel 1: Bestandsaufnahme

Die Stadtkarte dokumentiert bestehende Brachflächen und potenziell von Bebauung bedrohte Ökosysteme in Berlin. Basierend auf Geodaten des Umweltatlasses wurde ein Modell entwickelt, das urbane Flächen im Kreislauf von Nutzung und Leerstand betrachtet. Identifiziert wurden zwei Hauptkategorien:
1. Flächen mit Ökosystemen unter Druck: Dazu zählen zur Bebauung freigegebene Kleingärten, Friedhöfe mit Umnutzungsplänen und bestehende Brachen.
2. Potenzielle Brachflächen: Parkhäuser, Tankstellen, Parkplätze, Einkaufszentren und Industriegebäude.
Die Analyse kombiniert Daten zu Vegetationsdichte, Flächengröße und Bebauungsdichte, um ein differenziertes Verständnis dieser Flächen zu schaffen.


Kapitel 2: Fallstudie Brache 1611

Die Brache 1611, eine ehemalige Bahnanlage, diente als Modellprojekt für ein öko-integratives Bebauungskonzept. Vor-Ort-Analysen wie Bodenproben und Vegetationsstudien sowie digitale Punktwolken und forstwirtschaftliche Methoden bildeten die Grundlage für den ersten Ökointegrativen Bebauungsplan Berlins.
Der Plan sieht vor, Gebäude auf nährstoffreichen Böden zu errichten, während oligotrophe Standorte unbebaut bleiben, um deren Biodiversität zu bewahren. Materialien wie Sand werden direkt vor Ort für die Baukonstruktion genutzt. Regenwasser versickert unterhalb der Gebäude, um den Wasserhaushalt zu stabilisieren, und Grauwasser wird in Pflanzenkläranlagen gereinigt.

Kapitel 3: Architektonische Konsequenzen

Die entworfenen Gebäude zielen auf eine enge Verzahnung von bebauter und natürlicher Umwelt. Durchlässige Erdgeschosszonen ermöglichen den freien Austausch von Pflanzen und Tieren. Rankhilfen und Fassadenbegrünung fördern die Integration der Gebäude in das Ökosystem. Gemeinschaftsbauten dienen als Knotenpunkte zwischen menschlicher Nutzung und bestehendem Ökosystem, bieten Raum für Infrastrukturen wie Brunnen, Wärmepumpen und Abwasserfilter und reduzieren so die Abhängigkeit von städtischen Versorgungsnetzen.

Fazit


Berlin Wild Ecologies zeigt, dass urbane Ökosysteme schützenswerte, vielfältige Orte sind. Die Arbeit fordert einen Paradigmenwechsel in der Stadtentwicklung: Brachflächen sollten nicht nur als Ressourcen für Wachstum, sondern als wertvolle ökologische Nischen betrachtet werden, auf denen Mensch und Natur durch innovative Planung koexistieren und voneinander profitieren können.

Text von Emanuel Eder und Felix Schuschan.