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Januar / Februar 2025

Universität Stuttgart

Werk im Wandel

Neudenken der Fabrik in Zeiten struktureller Veränderung

von Friedhelm Christ, Valentin Zachmann

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

20.11.2024

Lehrstuhl:

Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen, Prof. Alexander Schwarz; Städtebau-Institut, Prof. Martina Baum

Rubrik:

Städtebau

Software:

Archicad, Adobe Illustrator/Photoshop/InDesign, Cinema 4D mit Chaos Corona

Die Arbeit Werk im Wandel beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Stadt und Land in Zeiten gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen. Ziel ihrer ist es, Wege zur Reaktivierung und Aufwertung ländlich geprägter Orte als Antwort auf die Herausforderungen in Ballungszentren zu finden und damit überregional Raumplanung zu denken. Im Fokus steht das industrielle Erbe im baulichen wie gesellschaftlichen Sinne und dessen Integration in den Alltag der Bewohner durch Umnutzung, Reaktivierung und Weiterentwicklung bestehender baulicher Strukturen.

Der urbane Raum steht heute unter erheblichem Druck. Zunehmende Urbanisierung und die hohe Verdichtung in Metropolregionen führen zu sozialen, ökologischen und infrastrukturellen Problemen. Steigende Mietpreise aufgrund des Wohnungsmangels, unzureichende Bildungs- und Sozialangebote sowie klimabedingte Herausforderungen wie dem Hitzeinseleffekt, Flächenversiegelung und der Mangel an Naturräumen belasten die Städte. Und dennoch zieht es vor allem junge Menschen in die Stadt, die dort Bildungs-, Karriere- sowie Kultur- und Freizeitmöglichkeiten suchen und sich selbst verwirklichen wollen.
Im Gegensatz dazu verliert der ländlich geprägte Raum zunehmend an Bedeutung. Die wirtschaftliche Zentralisierung des letzten Jahrhunderts führte dazu, dass viele großflächige Industrieanlagen und Gewerbegebiete auf dem Land aufgegeben wurden. Diese Brachflächen, häufig zentrumsnah gelegen und von historischer Bedeutung, werden oft abgerissen, anstatt sie sinnvoll zu nutzen. Dabei bieten gerade diese Räume großes Potenzial, um zur Lösung urbaner Probleme beizutragen und wieder eine bedeutende Rolle in der überregionalen Raumplanung einzunehmen. Insbesondere junge Zielgruppen müssen für diese Regionen gewonnen werden, um einem anhaltenden demographischen Wandel entgegenzuwirken und eine Zukunft aufzuzeigen.
In der Arbeit wurde das Gelände einer ehemaligen Klebstofffabrik in Bühl/Baden untersucht, welches sich in einer Umbruchphase befindet. Das zentrumsnah gelegene Areal mit markanten Bestandsbauten aus den 1950er- bis 1970er-Jahren bildet die Grundlage für den städtebaulichen Eingriff und dessen architektonischer Ausgestaltung.
Durch verschiedene Maßnahmen - von dem Erhalt, über die Transformation einzelner Gebäude, der Ergänzung neuer Wohnformen bis zur Schaffung neuer Außenräume - wurde das Areal grundliegend neu strukturiert. Es schafft Raum für diverse Nutzungen, wie einer Handwerksschule, verschiedener Wohnformen sowie gemeinschaftlicher und kultureller Funktionen. Durch eine enge Verzahnung dieser urbanen Qualitäten mit anschließenden Grünräumen der Umgebung entsteht großes Potential für das Areal und dessen Bewohner. Die für seinen Kontext hohe Dichte und Ballung der Funktionen lassen dem nutzungsgemischten Quartier eine neue Rolle im städtischen Kontext zukommen und bereichern das gesellschaftliche Leben.

Text von Friedhelm Christ und Valentin Zachmann.