Januar / Februar 2025
Technische Universität Berlin
verWeilern
Ein Plädoyer an Stadtverwaltungen

Technische Universität Berlin
Master
14.10.2024
Natural Building Lab, Prof. Eike Roswag-Klinge
Wohnbauten
ArchiCad, Adobe-Cloud
Für eine starke Gemeinschaft braucht es Orte der Begegnung und des Austauschs.
Diese Arbeit untersucht das Potenzial von Leerständen im ländlichen Raum für zukunftsfähige Projektentwicklungen mit genossenschaftlichem Ansatz. Am Beispiel eines seit über 20 Jahren leerstehenden ehemaligen Castells in Lohmar, NRW, wird eine Idee zur behutsamen Revitalisierung entwickelt.
Das Castell in Kreuznaaf dominiert durch seine Größe und erhöhte Lage den kleinen Weiler und prägt das Ortsbild. Aufbauend auf Erkenntnissen aus einem Workshop mit Anwohnenden, Interviews, einer detaillierten Gebäudestudie und einer Analyse der Umgebung entsteht ein Entwurf, der alternative Wohnmodelle als Gegenentwurf zur ländlichen Einfamilienhausidylle vorstellt.
Der Fokus des Konzepts liegt auf einem behutsamen Umgang mit dem Bestand sowie auf der Rücksichtnahme von sozialen und ökologischen Konsequenzen. Zudem spielen öffentliche Nutzungen, die Begegnung und Vernetzung mit den umliegenden Dorfstrukturen fördern, eine zentrale Rolle. Ergänzt wird der architektonische Entwurf mit zwei Varianten für ein mögliches Betriebsmodell, die ein solches Szenario zur Realität werden lassen können.
Durch gezieltes Freilegen der Bausubstanz, stellenweisen Rückbau, können Bezüge zwischen den einzelnen Gebäudeteilen hergestellt und klare Adressen ausformuliert werden. Weiter nutzt der Entwurf die Hanglage und damit auch die Höhenversprünge des Geländes für sich. Das nur einseitig belichtete Untergeschoss dient Nutzungen im Sinne des Gemeinwohls, während die Obergeschosse für unterschiedliche Wohnungsgrundrisse transformiert werden. Das Wohnen berücksichtigt verschiedene Lebenssituationen und fördert eine soziale Durchmischung. Eine entwickelte Matrix weist das maximale Potenzial für diverse Konfigurationen der Wohnungstypologien innerhalb des Castells auf. Dabei berücksichtigt es die Integration von preisgebundenen Wohnungen und Barrierefreiheit. Die entstandenen Grundrisse stellen dabei eines von vielen möglichen Szenarien dar, angelehnt an einen prognostizierten Bedarf. Zudem fördern kleine Interventionen auf dem Grundstück die Begegnung und den Zusammenhalt und können von der Bewohnerschaft und dem Dorf angeeignet werden.
Es muss nicht das alte Herrenhaus sein, um gute Architektur im Bestand zu schaffen.
Auch wenn das Castell Steineck ein Individuum darstellt, kann es trotzdem das Potenzial aufzeigen, das in Abriss-geweihten Immobilien steckt. Es muss ein Umdenken stattfinden. Diese Arbeit ist ein Plädoyer an Stadtverwaltungen, das Potenzial von Leerstand anzuerkennen.
Text von Laura Wetzel und Charlotte Mahrenholtz.