Januar / Februar 2025
Münster School of Architecture
Die Küche
Spiegel der Emanzipation der Frau seit der Moderne

Münster School of Architecture
Bachelor
27.03.2024
Entwerfen, Prof. Dipl.-Ing. Kirsten Schemel
Wohnbauten
ArchiCAD, InDesign, Illustrator, Photoshop, Lightroom
Die Küche ist ein integraler Bestandteil jeder Wohnung und unseres Lebens. Für viele Menschen hat dieser Raum einen hohen Stellenwert. Hier findet sich ein Ort für Austausch und Kreativität. Basierend auf der Kategorisierung verschiedener Küchen Typologien lässt sich feststellen, dass dieser zentrale Raum vor allem im Massenwohnungsbau auf standardisierten Strukturen beruht. Darüber hinaus spielt die Küche für die Entstehung oder ehr die Manifestation von geschlechterspezifischen Machtverhältnissen eine besondere Rolle.
Sie fungiert als Spiegel der Emanzipation der Frau, beruhend auf dem Konzept, dass Raum ein gesellschaftlicher Produktionsprozess und Abbild gesellschaftlicher Wertevorstellungen ist. Es stellt sich also die Frage, wie diese bestehenden Strukturen transformiert werden können, im Hinblick auf zeitgenössische und zukunftsfähige Vorstellungen von Küche, als von Klischees emanzipiertem Lebensraum und Architektur. Beispielsweise mit Hilfe von multifunktionalerer Ausstattung und Mobiliar. Dabei sollen sowohl die Bedeutung dieses Raumes, beziehungsweise die Bedeutung der Funktionen der Küche im Gefüge von standardisierten Wohnungsgrundrissen befragt, als auch die Atmosphäre und Erscheinung neu interpretiert werden.
Es lässt sich erkennen, dass die meisten gesetzlichen Durchbrüche an strukturell politische Umbrüche Deutschlands zu knüpfen sind. Sei es durch Kriege, die Trennung oder Wiedervereinigung Deutschlands. All dies sind Extremsituationen, in denen Menschen umdenken und gemeinsam handeln müssen. Es ist Potential für gesellschaftliche Umbrüche da. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung der Küche wider. Genau, wie die Emanzipation der Frau, durchläuft auch die Entwicklung der Küche eine langsame und wellenartige Entwicklung.
Dabei ist zu differenzieren, dass wie in der Politik auch in der Entwicklung der Küchenstrukturen Ansätze für die Emanzipation der Frau gegeben, aber aufgrund von äußeren und inneren Faktoren gehemmt oder nicht umgesetzt werden. Es ist ein Akt zwischen Rückschritt, Stagnation und Fortschritt.
Heute verschiebt sich der Schwerpunkt der Funktion der Küche, genau wie in der Politik. Es geht nicht mehr um politische Gleichberechtigung, den strukturellen Ausschluss der Küche und Frau, sondern um Unterstützung.
Basierend auf der Grundlage des analytischen Teils und vorherigen Untersuchungen von Beispiel Projekten konnten Strategien und Tools ermittelt werden, mit denen sich entwurflich mit der Frage auseinandergesetzt wird, welche räumlichen Interventionen in Standardgrundrissen der Nachkriegszeit vorgenommen werden können.
Dies geschieht am Beispiel ausgewählter Grundrisse des Hansaviertels und ehemaligen Interbau 1975 in Berlin.
Um die Kommunikation, den gemeinschaftlichen Zusammenhalt und die Nutzungsoffenheit innerhalb des Küchenraums und der Wohnung zu stärken, wird ein Raum geschaffen, welcher die benötigte Nutzungsneutralität aufweist und dabei einen neuen Platz innerhalb des Wohnraumgefüges einnimmt.
Text von Jannica Grosch.