Januar / Februar 2025

Münster School of Architecture

DENKMAL KONKRET

Wie es mit der Brinkhaus-Brache weitergehen kann

von Carla Stein

Hochschule:

Münster School of Architecture

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

24.09.2024

Lehrstuhl:

Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

ArchiCAD, InDesign, Photoshop

Aufgrund der Globalisierung verlagerte sich der Großteil der deutschen Textilindustrie ins Ausland, auch die Firma Brinkhaus gab vor rund 20 Jahren ihren Standort in Warendorf auf. So wird eine innerstädtische Fläche von etwa 42.000 m² frei, die einer sinnvollen Nachnutzung verlangt. Ein städtebaulicher Wettbewerb brachte verschiedene Vorschläge hervor, die jedoch nur teilweise die Erhaltung des Bestandes vorsehen und diesen nur oberflächlich betrachten. Doch was wäre, wenn man sich den Bestand so anschaut, als wäre Abriss die letzte Option? Wenn man den kleinstmöglichen Eingriff, als den Bevorzugten versteht?

3 Gebäude des Areals, die das Spektrum der Bestandsbauten abbilden, wurden betrachtet: Ein denkmalgeschütztes Bürogebäude, ein Bürohaus aus den 1970er Jahren und eine historische Sheddachhalle.
Die intensive Beschäftigung mit dem Gebäudebestand führt zu der Erkenntnis, dass sich die Gebäude in der Ausprägung ihrer Mängel und Qualitäten stark unterscheiden und daher auch für unterschiedliche Eingriffe und Nutzungen geeignet sind. Darauf basierend wird ein Entwurf für eine Jugendbildungsstätte ausformuliert.

Die Fassade des denkmalgeschützten Bürohauses wird nur gepflegt und repariert. Im Inneren werden einige Wände entfernt, um Schlafräume aufnehmen zu können. Da sich der ursprüngliche Eingang nicht für die Erschließung einer Herberge eignet, und aus denkmalpflegerischen Gründen nicht verändert werden sollte und darf, wird er nur noch als Notausgang genutzt. Der Haupteingang zu dem neuen Gebäudeensemble wird zwischen Denkmal und das zweite Schlafhaus gelegt. So steht die Fassade beinahe wie eine Bühnenkulisse zu dem westlichen Stadtplatz.
Hinter ihr türmt sich der ?Backstage?- Bereich des südlichen Bürohauses auf, das zum Hauptbeherbergungstrakt wird. Seine neue Fassade ist mit verspiegeltem Wellblech verkleidet und reflektiert die Farben der Umgebung. Im Innenaum beider Schlafhäuser werden natürliche Materialien verbaut. Holz und Lehm ergänzen die Materialität des Bestandes.
Die Sheddachhalle befindet sich in einem sehr schlechten Zustand, ist aber aufgrund ihrer Funktion als Zeuge der textilen Geschichte erhaltenswert, auch wenn das einen erhöhten Planungsaufwand bedeutet.
Die Stützen des Sheddaches könnten eine neue, leichte Tragstruktur, welche die Gestalt des alten Sheddaches wiedergibt, tragen. Die Halle kann so als pavillonartige Struktur, die witterungs-, aber nicht wärmegeschützt ist, eine Fläche für Workshopnutzungen und Veranstaltungen bieten. Um auf der Fläche ganzjährig eine Nutzung zu ermöglichen, sollen sich eingestellte Seminarboxen, die wärmegedämmt und bei Bedarf beheizbar sind, unter dem Pavillon einbinden. Die Freiraumfläche wird durch verschiebbare Paneele je nach Situation entweder an den Außenraum angebunden oder von ihm abgetrennt.
Die Struktur kann- falls das Konzept der Jugendherberge- und Bildungsstätte nicht weiter benötigt werden sollte- auch als anderweitiger Beherbergungsort dienen.

Text von Carla Stein.