Januar / Februar 2024
Technische Universität München
WERKSTA(D)T
Vom Parkhaus zum Upcycling-Haus
Technische Universität München
Master
09.10.2023
Professur für Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege, Professor Andreas Hild
Verkehrsbauten
ArchiCAD, Rhino, V-Ray, Adobe Photoshop, Adobe InDesign
Parkhäuser sind seit der Entwicklung der Massenmotorisierung in den 1950ern selbstverständliche Bestandteile unserer Innenstädte. Mittlerweile ist diese vergleichsweise junge Bautypologie auf dem Weg obsolet zu werden. Das steigende ökologische Bewusstsein, sowie immobilienwirtschaftliche Mechanismen drängen Autos zunehmend aus den Innenstädten. Vor dem Hintergrund des Klimanotstands wird die wiederkehrende Praxis des Abrisses und Neubaus immer mehr infrage gestellt. Die Notwendigkeit eines sozio-ökologischen Umdenkens lässt den Bestand als vorhandene Ressource in einem neuen Licht erscheinen.
Das Isarparkhaus im Münchner Glockenbachviertel ist eines dieser alten „Newcomer“. Das D’Humy-Parkhaus wurde 1968 errichtet. Eine vielschichtige Baugeschichte verschiedenster Erweiterungen prägt die bauliche Gestalt. Stahlbeton Rahmen- und Skeletttragwerke, Stahl Skeletttragwerke, sowie variierende lichte Geschosshöhen zwischen 2,7m und 4,2m bilden ein verschachteltes Gefüge. Auch städtebaulich entwickelte sich um das Parkhaus herum geflechtartig eine Blockbebauung, welches das Bauwerk komplett baulich einbindet. Unter anderem Design Agenturen und Handwerksbetriebe prägen das Umfeld. Auch in dem angrenzenden nördlichen Hof bestimmen Betriebe wie Schreinereien die Ordnung.
Diese Präsenz der Werkstätten bildet die Ausgangslage des Entwurfes. Das Parkhaus wird zu einem Upcycling-Haus, einer Einrichtung, in dem Sperrmüll und alte Möbel wiederverwendet und verwertet werden zur Herstellung von Neuen. Rohstoffe aus Haushaltsauflösungen, Kellerräumungen, Umzügen, usw. fungieren als Ausgangsmaterial. Neben Werkstätten vervollständigen Werkswohnungen für die Handwerker, ein Showroom, eine Werkskantine und ein Schulungsraum das Nutzungsproramm. Durch die Verknüpfung zum bestehenden Handwerkerhof im Erdgeschoss soll ein symbiotisches Netzwerk entstehen, welches unter anderem den bestehenden Betrieben mehr Präsenz im Stadtraum verleihen soll. Räume zur Ausstellung und Verkauf der Produkte, Anlieferungsflächen, sowie Lagerflächen werden gemeinsam genutzt. Ein neuer Werkhof entsteht durch das Vergrößern der zwei kleinen Lichthöfe. Dieser bildet die neue Mitte des Bauwerks und fungiert als Fläche für Anlieferungen, aber auch für Workshops, Bauakt ionen oder Feste. Um den Hof herum sind in den ersten beiden Geschossen überwiegend öffentliche Nutzungen angeordnet, wie der Showroom und die Werkskantine. Im Untergeschoss befindet sich das Rohlager, während ab dem 2. Obergeschoss unterschiedliche Wohn- und Werkstatt-Typologien Platz finden. Die Kombination aus der neuen Nutzung und der robusten Parkhaus-Struktur ermöglicht reduzierte bauliche Interventionen. Der raue Ausdruck des brettergeschalten Betons wird ergänzt mit gezielten Stahlelementen und den meist aus Holz bestehenden wiederverwendeten Werkstoffen und wird in die WERKSTA(D)T überführt. Eine Metallfassade mit industriellem Charakter schließt das Gebäude nach außen ab und signalisiert die neue Bühne für das Alte.
Text von Sang-Hyub Lee.