Juli / August 2023
KU Leuven
WE LIVE ON (WIR LEBEN WEITER)
Towards an Adaptable Reconfiguration of a Social Housing (Auf dem Weg zu einer anpassungsfähigen Neugestaltung des sozialen Wohnungsbaus)
KU Leuven
Master
2023-06-22
CRAFTSMANSHIP, Harold Fallon and Sophie Laenen
Wohnbauten
Vectorworks, Indesign, Photoshop, ArchiCAD
Einleitung: Im Rahmen des Masterstudios Real Life, welches auf realen Ausschreibungen zur Zukunft des bestehenden sozialen Wohnungsbaus in Brüssel basiert, konzentriert sich dieses Projekt auf die Transformation des Gebäudes Moulin 41. Dieses wurde 1968 erbaut und besteht aus 78 Wohnungen auf 13 Etagen. 85 Prozent der Wohnungen sind derselbe Typus, was immer noch die Vorstellung repräsentiert, dass die Kernfamilie als wichtigste soziale Einheit angesehen wird. Da der soziale Wohnungsbau einen erheblichen Einfluss auf die Förderung der sozialen Gerechtigkeit hat, ist es umso dringlicher, eine Reihe von unterschiedlichen Typologien anzubieten, die unsere verschiedenen Arten des Zusammenlebens widerspiegeln. Um eine dauerhafte und nachhaltige Umgestaltung des Gebäudes zu erreichen, sollte das Angebot an Wohntypologien an die sich im Laufe der Zeit ändernden Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden können.
Entwurf: Manchmal genügt eine einfache Geste, um den Weg für eine bessere Zukunft zu ebnen. Zwei Türen können Welten verbinden, aber sie müssen es nicht. Ausgehend von der Untersuchung und dem Mapping verschiedener Grenzen und ihrer Qualitäten rund um das Moulin 41, zielt dieses Projekt darauf ab, diese Grenzen mit reduzierten und einfachen Maßnahmen, sowohl auf der baulichen als auch auf der sozialen Ebene zu transformieren und zu verschieben. Basierend auf der Annahme, dass sich Gebäude ständig an die sich verändernden äußeren und inneren Umstände anpassen sollten, zielt der Entwurf nicht darauf ab, ein festes und endgültiges Bild zu schaffen. Vielmehr gibt er Denkanstöße und stellt eine Gestaltungsvariante vor. Dieser Ansatz bietet einen potenziellen Blick in die Zukunft und stellt Anpassungsfähigkeit und Flexibilität in den Vordergrund. Durch die Einbeziehung des Transformationsprozesses vermeidet der Entwurf das Streben nach einem starren und unveränderlichen Ergebnis. Das architektonische Motiv der Enfilade sorgt nicht nur für die neue Anordnung der Wohnungstypen, sondern schafft auch eine räumliche Qualität, die der Enge der Schotten entgegenwirkt und die klare Grenze der Wohneinheit in Frage stellt. Auf der Nordseite wird die neue räumliche Tiefe und die Qualität des Laubengangs genutzt, um die Erschließung aufzuwerten und Begegnungsfläche zu bieten. An der Südfassade wird die Beziehung zwischen dem Innen und Außen neu definiert. Die damit einhergehende Offenheit und Vielfalt schafft Räume, die Aneignungsmöglichkeiten bieten. Gerade im Kontext des oft überregulierten sozialen Wohnungsbaus bietet dies eine neue Perspektive. Der Entwurf an sich kann nicht als allgemeines Regelwerk für den Umbau von Sozialwohnungen gesehen werden, da die Interventionen sehr genau auf der Grundlage der spezifischen Beobachtungen und im Dialog mit der bestehenden Struktur entwickelt wurden. Der Ansatz kann jedoch einen Anstoß geben und auf andere Umbauprojekte übertragen werden, um den Transformationsprozess in Gang zu setzen.
Text von Hannah Herrmann.